Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

— 215 —
selbst inmitten der baumlosen Steppe im frischen
Grün
der Obst* und Bienengärten.
Das ukrainische Haus ist nur in Gebirgen und ande?
ren waldreichen Gegenden aus Holz aufgeführt und mit
Holzplanken gedeckt. Überall sonst ist es aus Lehm
gebaut und mit Stroh gedeckt. Die vorderen Fenster
sind immer gegen Süden gewendet. Dadurch kommen
die Häuser mit verschiedenen Seiten auf die Straße und
auch im allgemeinen spielt das Straßenleben in einem
ukrainischen Dorfe keine so bedeutende Rolle wie in
polnischen, weißrussischen oder russischen Dörfern.
Die
ukrainischen Häuser sind immer gut eingezäunt, ob*
gleich nicht so stark und hoch wie die russischen in der
Waldzone oder die weißrussischen. Sie stehen gewöhn*
lieh (Westpodolien ausgenommen) weit genug eines von
dem andern. Dadurch ist die Brandgefahr kleiner als in
dicht aneinander geschmiegten Hütten der russischen
Dörfer des Tschornosemgebietes. Infolgedessen berech*
nen z. B. die Versicherungsgesellschaften in den Gouver*
nements Kursk und Woroniz kleinere Prämien für die
Versicherung ukrainischer Dörfer als für die der russi*
sehen.
Das allgemeine äußere Ansehen der ukrainischen
Hütten, welche immer gut geweißt sind und einen Blumen*
garten vor den Fenstern haben, ist sehr malerisch und
sticht vorteilhaft von den Wohnstätten der Nachbar*
Völker, besonders aber von den elenden und schmutzigen
russischen „Isbas" ab. Alle Häuser der Ukrainer, mit
natürlicher Ausnahme der ärmsten Hütten, sind durch
ein Vorhaus in zwei Teile geteilt. Diese Zweiteilung
finden wir in den typischen Hütten der Polen oder Weiß*
russen nicht. Ein weiteres Kennzeichen, wodurch sich
das ukrainische Haus von den Häusern der Nachbar*
Völker unterscheidet, ist seine verhältnismäßige Rein*