Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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dessen Wände manchmal 200 m Höhe überschreiten. Er
durchschneidet in abenteuerlichen Windungen die hohe
Platte, eine jede Windung eröffnet neue, schöne Aus*
blicke auf die hohen, von Schluchten zerrissenen kons
kaven Steilwände und die sanft ansteigenden konvexen
Ufer. In tiefen Schluchten öffnen sich die Jary der Neben*
flüsse gegen den Jar des Hauptflusses. Zwischen den
Tieftälern erstreckt sich die flache, kaum gewellte Ebene.
Im Sommer bietet sich hier dem Auge des Wanderers
nur eine endlos wogende, unbewohnte Getreidesteppe,
nur hie und da erscheint am Horizont ein Wäldchen oder
ein Einzelhof. Plötzlich hört der Weg scheinbar auf, der
Wanderer sieht vor sich ein tiefes, steilwandiges Tal, an
dessen Gehänge die Straße hinunterklimmt. Und drun*
ten, am silberschimmernden Flusse reiht sich im Grün
der
Obstgärten Dorf an Dorf.
Je weiter gegen Osten, desto häufiger werden die
Jary und die ihnen ähnlichen, jedoch kleineren Bälkas
(Schluchten), doch sind dieselben nicht mehr so tief und
malerisch. In den Gegenden von Tyraspol und Anäniiw
ist die ganze Plattenoberfläche von diesen Tieftälern sehr
stark zerschnitten. Im Bezirke Anäniiw nehmen die Bab
kas ein Siebentel der gesamten Oberfläche ein. Die Platte
wird durch diese Wasserrisse in eine Unzahl von schma*
len
Riedeln zerschnitten.
Ihre Entstehung verdanken der Jar ebenso wie die
Bälka der erosiven Tätigkeit des fließenden Wassers.
Am Dnister sehen wir zu beiden Seiten seines tiefen
Jars große Massen von altem Flußschotter, welche auf
der Höhe der Platte, unter der dicken Lehmdecke liegen.
Es sind Schotterablagerungen des voreiszeitlichen Dni^
ster. Als nachher die junge Hebung der ukrainischen
Plattengruppe einsetzte, die besonders stark in der podo*
lischen Platte aufgetreten ist, schnitten die Flüsse ein