Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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fremden Glauben, Sprache, Sitte. Diese Intoleranz be?
stand immer und wird immer bestehen, obgleich sie sich
manchmal hinter sehr geschickt angelegtem Deckmantel
von Gemeinplätzen zu verbergen weiß.
Die ukrainische Kultur.
Wenn wir von Kultur als
Merkmal einer selbständig
gen Nation sprechen, so verstehen wir darunter nicht
die Kultur im weitesten Sinne des Wortes, sondern die*
jenigen bekannten KultureigentümHchkeiten, welche eine
jede Nation Europas kennzeichnen.
Ukraina liegt ganz im Bereiche des großen europäi*
sehen Kulturkreises. Aber ihre Entfernung von den gros
ßen Kulturzentren Wests und Mitteleuropas ist nicht
ohne einschneidende Folgen geblieben. Der Kulturzustand
der Ukraina ist niedrig und muß mit osteuropäischem
Maßstab gemessen werden.
Ukraina, die im 11. Jahrhundert bei westeuropäischen
Reisenden durch ihre verhältnismäßig hohe Kultur Ver*
wunderung erregte, kann heute kaum den Halbkultur*
ländern Europas zugezählt werden. Der sehr niedere Stand
der materiellen Kultur, worüber die wirtschaftlichen Ver«
hältnisse des Landes das beste Zeugnis ablegen, ist der
Ukraina in ihrer ganzen Ausdehnung eigentümlich. Die
geistige Kultur des Volkes erscheint furchtbar niedrig. Des
Lesens kundig sind in Wolhynien 172, Podolien 155,
Kyjiw 181, Cherssön 259, Tschernyhiw 184, Poltawa 169,
Chärkiw 168, Katerynossläw 215, Taurien 279, Kubanj
168 vom Tausend. Diese trostlosen Zahlen sind zwar
nur eine Folge der ausschließlichen Geltung der unver*
ständlichen russischen Sprache in allen Schulen. Ukra*
inisch darf man nicht einmal im ersten Schuljahr die
unverständlichen Wörter der fremden Sprache erklären.
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