Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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Wie groß die Rolle der ukrainischen Waldgebiete
war, habe ich bereits im ersten Buche angedeutet. Nur
den Wäldern verdankte die ukrainische Nation während
der Tatarennot ihre Erhaltung. Die Wälder waren der
einzige Zufluchtsort des Volkes, in die Waldzone zog sich
die Bevölkerung aus den von Nomaden bedrohten Step*
pen zurück, um dann bei günstiger Gelegenheit wieder
in die Steppen vorzudringen.
Die ukrainischen Wälder haben auch als Grenzen
eine große Bedeutung gehabt. Die Eigenschaft der Wäb
der, für Völker auf niederer Kulturstufe wichtige Gren*
zen zu bilden, ist
der Anthropogeographie allgemein be?
kannt. Auch in der ukrainischen Geschichte tritt diese
Eigenschaft der Wälder deutlich auf. Die Wälder des
ukrainischen Polissje haben eine große Bedeutung für
die Abgrenzung der alten ostslawischen Stämme gehabt
und indem sie durch eine breite, schwer durchgängige
Zone die südlichen ostslawischen Stämme von den west*
liehen und nördlichen trennten, haben sie vielfach die
Bildung der drei heutigen ostslawischen Nationen ge*
fördert. In den Zeiten des alten Reiches von Kyjiw
trugen die Zentren, in welchen sich später die moskowitis
sehe Nation entwickelte, den Namen Salissje (Land hin?
ter dem Walde). Es gab einen Perejasstaw Salisskij,
Wladimir Salisskij usw.
t Die Bedeutung des Waldes als Grenze hat sich auch
in der inneren Geschichte der Ukraina betätigt. Für diese
Kulturstufe, auf welcher die Ukraina durch das ganze
Mittelalter und die ersten Jahrhunderte der Neuzeit ver#
harrte, bildeten die Wälder gute Grenzen. Der Wald teilte
die Bevölkerung in kleine Gruppen, welche auf einzelnen
Waldblößen einzeln lebten, eine jede Gruppe ihr eigenes
Leben.
Der Wald erschwerte den Verkehr und erlaubte
die Bildung einer starken zentralistischen Staatsorgani?