Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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Wenn daher irgend eine von den europäischen
Nationen den Anspruch erheben kann, für Schild und
Hort Europas gegen die asiatische Barbarei zu gelten,
so ist es die halbvergessene ukrainische Nation.
Die Randlage Ukrainas war auch aus dem Grunde
verhängnisvoll, weil das Land so weit entfernt von den
Kulturzentren Europas lag und liegt. Solange das kub
turreiche byzantinische Kaisertum stark blieb, floß ein
starker Kulturstrom vom Pontus her in die Ukraina. Der
Verfall und Sturz des byzantinischen Reiches hat Ukra*
ina auf einmal in den kulturfernsten Winkel Europas
versetzt, in die Nachbarschaft des damals kulturfeinds:
liehen Osmanenreiches. Die westlichen Nachbarn der
Ukraina, die Magyaren und Polen, haben zur Zeit ihrer
Unabhängigkeit nicht viel von der westeuropäischen
Kultur angenommen und noch weniger in die Ukraina
durchsickern lassen. Die Russen traten in den europäi*
sehen Kulturkreis erst vor zwei Jahrhunderten und
haben seitdem nur oberflächliche Kulturfortschritte
getan.
Und dennoch ist die geographische Lage Ukrainas
nicht ohne günstige Momente. Ukraina umfaßt die ganze
nördliche Küste des Schwarzen und Asowschen Meeres
und besitzt leidliche Möglichkeiten eines überseeischen
Verkehrs. Die Nachbarschaft Asiens ist heute nicht
mehr gefährlich — im Gegenteil sogar vorteilhaft. Seit
anderthalb Jahrhunderten ist die Macht der Steppen*
Völker gebrochen. Ihr Erbe hat, obzwar in anderer Weise,
der ukrainische Bauer angetreten und hat die pontischen
Steppen dicht besiedelt. Mit dem Pfluge in der Hand
hat er die Gebiete wiedererobert, welche seine Vor*
fahren mit dem Schwert in der Hand vergebens ver*
teidigen wollten.
Noch heute dringt die ukrainische Ko:«
Ionisation unaufhaltsam in der Krym und im Kaukasus?