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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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§ 6. Aufgehen und Untergehen 135<br />

zweite Schrank steht offen. Dann kommt allerdings der dritte<br />

Schrank, der sich langsam wieder schließt: das ist der Abend.<br />

Bevorzugen wird man den zweiten Schrank, wogegen das Aufgehen<br />

und Sichverschließen unvermeidliche Zugaben sind.<br />

Wenn man den dritten Schrank, der Abend heißt, in seiner<br />

Beziehung zu den übrigen verfolgt, dann ergibt sich außerdem,<br />

daß er >eigentlich< nur zum offenen Schrank, dem Tag,<br />

in Beziehung steht; denn durch den Abend wird der Tag wieder<br />

geschlossen. Das Untergehen, der Abend, steht also, so<br />

lautet die Weisheit, gar nicht im Gegensatz zum Aufgehen,<br />

sondern natürlich zum Tag; so wie ja auch das >Sterben< nicht<br />

als der Gegensatz zum Geborenwerden, sondern im Gegensatz<br />

zum Leben steht. Wir sagen: leben und sterben, nicht: geboren<br />

werden und sterben. Gegen diese drei Schränke und die<br />

schrankmäßjge Vorstellung des Seienden läßt sich nicht viel<br />

sagen, höchstens dies, daß jede Vorstellungs art, die nach<br />

Schränken >denktLeben< und nicht etwa der Gegensatz<br />

zur Geburt ist. Auch hier spielt der Schrank seine Rolle.<br />

Man meint, wenn man überhaupt etwas meint, durch die Geburt<br />

werde der Mensch in einen Schrank gesetzt, der >Leben<<br />

heißt, und durch den Tod werde er wieder aus dem Schrank<br />

herausgeholt, als ob der Mensch nicht schon mit der Geburt<br />

gerade begänne zu sterben, als ob der Tod nicht die ständige<br />

Möglichkeit des sogenannten Lebens wäre, das als Leben das<br />

Geborensein eben ist. >Der Schrank< ist gewiß eine bequeme<br />

Sache, und wer in Schränken denkt, kann da vieles unterbringen.<br />

Aber leider ist das Sein kein Schrank, sondern der<br />

Schrank ist seinerseits allenfalls etwas Seiendes und nötigenfalls<br />

ein recht belangloses.<br />

Die cpvO'L~, das Aufgehen, steht in einer Wesensbeziehung<br />

zum Sichverschließen, d. h. zum Eingehen in die Verbergung,<br />

also zum griechisch gedachten >Untergehen

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