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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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§ 1. Zwei Geschichten über <strong>Heraklit</strong> 21<br />

kelheit im unmittelbaren Anschluß an die genannte Bemerkung<br />

dieses Urteil: <strong>Heraklit</strong>s Dunkelheit ist wohl mehr Folge<br />

einer vernachlässigten Wortfügung und der unausgebildeten<br />

Sprache.<br />

Wir sind versucht, diese Erklärung Hegels als nicht weniger<br />

>platt< zurückzuweisen. Aber wir müssen bedenken, daß Hegel<br />

mit seiner Zeit, d. h. der Zeit Goethes und Humboldts und der<br />

Klassik, aber auch in der Übereinstimmung mit der damaligen<br />

abendländischen Überlieferung, das Denken und Sagen Platons<br />

für die klassische griechische Philosophie hält. Allerdings<br />

stellt Hegel zugleich auch wieder im Hinblick auf die spekulative<br />

Kraft und Tiefe den Aristoteles noch über Platon. Von<br />

Aristoteles sagt Hegel in denselben Vorlesungen12 : »Es fehlt<br />

Aristoteles freilich die schöne Form Plato's, diese Süßigkeit der<br />

Sprache (des Schwatzens), [man möchte fast sagen, des Geschwätzes:]<br />

dieser Unterredungston, der ebenso lebendig, als gebildet<br />

und human ist«. Bei solcher Einschätzung der Sprache<br />

Platons und vor allem bei der Meinung, daß die Denker vor<br />

Platon nur von diesem her und nur auf diesen zu, somit nur als<br />

vorplatonische und vorläufige Denker, aufgefaßt werden müssen,<br />

ist es dann nicht zu verwundern, wenn Hegel bei <strong>Heraklit</strong><br />

eine »unausgebildete Sprache« und eine »vernachlässigte Wortfügung«<br />

findet? Wir denken über das Denken und die Sprache<br />

der anfänglichen Denker jetzt anders; ins gleichen urteilt man<br />

über den >archaischen Stil< der griechischen Kunst heute anders<br />

als die klassizistische Kunsthistorie, wobei unentschieden bleiben<br />

mag, ob die jetzt übliche Auslegung des >Archaischen< eine<br />

dem Griechentum gemäße ist oder nicht. >Archaisch< kommt<br />

dem Wort nach von uQXTJ, das bedeutet Anfang. Ohne das<br />

Wissen <strong>vom</strong> Anfang tappt wohl die Auslegung der >archaischen<br />

Kunst< im Dunkel. Insgleichen dürfen wir die anfängliche<br />

Sprache der griechischen Denker nicht mit dem Zollstab<br />

der späteren hellenistischen Grammatik abmessen.<br />

11 WW, XVIII, 514.

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