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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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512 Herolr.lits <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Logos<br />

tum nicht geben; vollends nicht im Beginn seiner Geschichte<br />

und seines Denkens. Die Abhandlung des Aristoteles, die betitelt<br />

ist J'tEQL '\jroXij~, de anima, ist keine Psychologie; sie handelt<br />

<strong>vom</strong> Wesen und den Stufen des Lebendigen. Sie ist aber<br />

auch keine Biologie, sondern eine Metaphysik des Lebendigen.<br />

Aber gibt es nicht noch einen anderen Spruch des <strong>Heraklit</strong>,<br />

der das soeben über die Psychologie Gesagte, daß sie im<br />

Griechentum eine Unmöglichkeit sei, mit einem Schlag widerlegt?<br />

Man könnte an das Fragment 101 denken, das nur aus<br />

zwei Worten besteht und lautet: EöLtTJCJUJ.l.TJV EJ.l.EWU'tOV. Man<br />

übersetzt (SneIl): »Ich habe mir selbst nachgeforscht.« Das soll<br />

heißen: Ich habe meine eigenen seelischen Zustände und Vorgänge<br />

durch Selbstbeobachtung zu erkunden versucht und so<br />

mich zum Gegenstand der Untersuchung gemacht. Diese übersetzung<br />

spricht ohne weitere überlegung aus dem Gesichtskreis<br />

des neuzeitlichen und modemen Verhältnisses des Menschen<br />

zu sich selbst, der als Subjekt sein eigenes Wesen im Selbstbewußtsein<br />

hat und in diesem Selbstbewußtsein sich sein Selbst<br />

)bewußt< macht, um durch die so erlangte Bewußtheit seiner<br />

selbst versichert zu sein und aus dieser Sicherheit die Sicherstellung<br />

der Welt für das menschliche Subjekt zu unternehmen<br />

und die menschlichen Subjekte für diese Sicherung zu verwenden.<br />

Die psychotechnische Prüfung des zu verwendenden<br />

>Menschenmaterials< wird bei dieser Selbstauffassung des<br />

Menschen als eines Subjekts eines Tages genauso nötig wie die<br />

überprüfung einer Maschine vor dem Gebrauch. Daß Amerika<br />

seit langem die Psychotechnik in großem Stil betreibt, ist kein<br />

Zufall. Das Verhältnis des Menschen zu sich selbst wird im<br />

neuzeitlichen Denken psychologisch, d. h. als Selbstbewußtsein<br />

eines Subjekts, aufgefaßt. Aus dem Gesichtskreis dieser Auffassung<br />

des Menschen und seines Verhältnisses zu sich selbst<br />

übersetzt man das Fragment 101. Diese übersetzung trägt jedoch<br />

nicht nur die modeme Auffassung des Menschenwesens<br />

l.mbesehen in das frühe:griechische Denken zurück, sondern sie<br />

unterläßt auch, zu fragen, ob denn dieser Spruch des <strong>Heraklit</strong>

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