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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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§ 7. Zur Aufhellwzg des anfänglichen Seins 355<br />

"on Begel als Leitwort gewählt. Der Spruch des <strong>Heraklit</strong><br />

eIIlpfängt dadurch einen sehr streng umgrenzten Sinn, der<br />

deIIl griechischen Denken allerdings in jeder Hinsicht fremd<br />

ist. Auch die sonst heute geläufigen übersetzungen des SprudIes<br />

115 verraten die Vorherrschaft der metaphysischen Deutung<br />

des Äoyo~. Man übersetzt (Diels): »Der Seele ist der Sinn<br />

[Weltvernunft] eigen, der sich selbst mehrt«; oder (SneIl):<br />

"Die Seele hat Sinn, der aus sich heraus immer reicher wird«.<br />

Auch wenn wir im Auge behalten, daß jede übersetzung ohne<br />

die mitgegebene Auslegung unverständlich bleibt, dürfen wir<br />

hinsichtlich der gegebenen Proben jedenfalls sagen, die übersetzungen<br />

seien alle aus dem metaphysischen Denken geschöpft.<br />

Sofern dieses Denken seine eigene Geschichte dahin<br />

versteht, daß in ihr eine Entwicklung zu einem stets höheren<br />

Selbstbewußtsein der Vernunft sich vollzieht und vollzogen<br />

hat, erscheint ihm ein solcher Spruch des <strong>Heraklit</strong> bei aller<br />

Achtung seiner Ehrwürdigkeit als etwas Vorläufiges und Unvollkommenes,<br />

über das der Geist inzwischen hinausgekommen<br />

ist. Doch der Spruch des <strong>Heraklit</strong> meint nicht die dialektische<br />

Selbstentwicklung der absoluten Vernunft, sondern er<br />

sagt, daß das Wesen des Menschen aus dem Bezug zum Sein<br />

entspringt, daß dieser Ursprung der Ursprung ist, insofern er<br />

stets ursprünglicher wird und bleibender in seinem Eigenen.<br />

Dies nachzudenken fällt uns Heutigen auch dann noch schwer,<br />

wenn wir nicht die absolute Metaphysik der sich entwickelnden<br />

Vernunft in den Spruch hineindeuten wie Hegel. Hindernisse<br />

bleiben genug, solange wir auch nur, gleichsam nichts<br />

tuend, auf unserem gewohnten Meinen beharren. Denn offensichtlich<br />

ist das betonende und betonte Wort des Spruches das<br />

EautoV - nämlich aü;wv -, daß der i..6yo~ der Seele und damit<br />

der Mensch selbst aus sich selbst bereichere. Das klingt doch<br />

so, als besitze der Mensch bei sich selbst die Quelle, aus der er<br />

von sich aus und durch sich selbst sich entfalte und so die Möglichkeiten<br />

des Daseins schaffe und verwirkliche.

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