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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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§ 6. Die abwesende Gegenwart des Aoyor; 343<br />

zugunsten der Übermacht des Seienden wie einen bloßen Wortschall<br />

von sich weist. Doch diese wissentliche oder unwissende<br />

Abwehr geschieht immer nur und immer noch dank der Gegenwart<br />

des Seins. Den Bezug zu ihr trägt der Mensch aus,<br />

sofern er ist.<br />

Im ersten Teil des Spruches spricht <strong>Heraklit</strong> <strong>vom</strong> Bezug des<br />

Menschen zum Sein. Der Bezug ist zwiespältig: eine allem<br />

voraufgehende Zukehr, die doch zugleich und zumeist Abkehr<br />

bleibt. Im zweiten Teil des Spruches spricht <strong>Heraklit</strong> <strong>vom</strong> Bezug<br />

des Menschen .zum Seienden. Auch dieser Bezug ist zwiespältig,<br />

ein ständiges Darauf treffen und doch nicht Kennen,<br />

ein Treffen und dennoch ein Vorbeigehen. Dieser Zwiespalt<br />

im Bezug zum Seienden aber ist nur die Wesensfolge des Zwiespalts<br />

im Bezug zum Sein. Weil dieses, obzwar gegenwärtig,<br />

doch ab west, kommt dem Anschein nach einzig das Seiende in<br />

den Vordrang, gleich, als sei das Sein vers"YiPken.<br />

Aber der Bezug des Menschen zum Sein steht nicht neben<br />

dem Bezug des Menschen zum Seienden. Es sind nicht zwei<br />

getrennte Bezüge, der zum Sein und der zum Seienden, sondern<br />

es ist da ein Bezug, der freilich durch ' eine einzigartige<br />

Zwiefalt ausgezeichnet ist, daß der Mensch in der Gegenwart<br />

des Seins stehend zum Seienden sich verhält, daß Seiendes<br />

begegnet im Licht des Seins. Diese einfache Zwiefalt, aus der<br />

und in der der Mensch, inmitten des Seienden stehend, zu diesem<br />

sich verhält, diese Zwiefalt ist aber in jeder der zwei Faltun<br />

gen zugleich und ständig zwiespältig. Eine zwiespältige<br />

Zwiefalt zeichnet den Aufenthalt des Menschen innerhalb des<br />

Seienden aus.<br />

Was wir hier aus einem anderen Denken darlegen, kann den<br />

Spruch des <strong>Heraklit</strong> um einiges erhellen. Nicht sei behauptet,<br />

daß <strong>Heraklit</strong> all dieses ausdrücklich schon gedacht und gesagt<br />

habe. Aber das Dunkle und Anfängliche und Weittragende des<br />

Spruches kann uns aufgehen, der Spruch kann vielleicht überhaupt<br />

zum erstenmal uns ansprechen, wenn wir das soeben Gesagte<br />

durchdenken und jeden künftigen Tag es bedenken.

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