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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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74 Der Anfang des abendländischen Denkens<br />

Nähe Aristoteles zwei Jahrzehnte hindurch hörte und denken<br />

lernte, dem Denken des Aristoteles vorausgedacht. Platon<br />

selbst nennt das, was am Seienden das Zu-denkende ist, gern<br />

in einer Wortfügung, die er den Griechen ruhig zumuten<br />

durfte, weil sie ein denkendes Volk waren. Was die Denker<br />

denken ist TO oV't(J)I; ov, »das seiend erweise Seiende«; das Seiende<br />

einzig im Hinblick auf das Sein. Dieses gilt dann zugleich<br />

als >das Seiendste< am Seienden.<br />

Nun sagen allerdings diese Titel: OV TI OV, ouaLa, TO TL ~v dvm,<br />

ovt(J)~ ov unseren verstopften und verstockten Ohren beinahe<br />

nichts. Die Titel sind wie leere Wortschälle. Die Gründe für<br />

diesen Tatbestand dürfen nicht nur in dem heutigen Unvermögen<br />

und der Unlust zum Denken gesucht werden. Daß im<br />

besonderen das Denken Platons und vor allem die Philosophie<br />

des Aristoteles als griechisches Denken in seiner ursprünglichen<br />

Unmittelbarkeit uns verschlossen bleibt, das ist darin begründet,<br />

daß die Philosophie des Aristoteles auf dem Wege über<br />

das jüdisch-arabische Denken im Mittelalter durch die<br />

kirchliche Theologie zu einem Gebilde verwandelt wurde,<br />

das mit dem griechischen Aristoteles nur noch die Wörter,<br />

und zwar in der übersetzenden lateinischen Sprache, gemeinsam<br />

hat.<br />

Wie unverrückbar fest diese Verschüttung durch das Mittelalter<br />

über dem Denken des Aristoteles lagert, zeigt sich darin,<br />

daß auch ein Denker wie Leibniz es nicht vermochte, die<br />

Mauer zu übersteigen, die die mittelalterliche Theologie durch<br />

ihre Art der Verwendung aristotelischer <strong>Lehre</strong>n zwischen dem<br />

griechischen Denker und den späteren Zeitaltern des Abendlandes<br />

aufgerichtet hat. Ja noch die klassische Philologie der<br />

letzten Jahrzehnte, von der man doch vielleicht eine Ahnung<br />

des griechischen Wesens erwarten dürfte, interpretiert die<br />

Philosophie des Aristoteles im Sinne der Theologie des Thomas<br />

von Aqllin. So kommt es, daß auch heute noch die meisten<br />

meinen, daß, wenn man >Aristoteles< sage, Thomas von Aquin<br />

gemeint sei oder daß, wenn man >Thomas von Aquin< sage,

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