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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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210 <strong>Heraklit</strong>s <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Logos<br />

bärdet und alles Seiende nur als das >Objekt< und als das bloß<br />

Objektive gelten läßt. Diese Art der Reflexion, als Wesen des<br />

neuzeitlichen Menschen gedacht, d. h. als der innere Bau der<br />

Subjektivität des Subjekts, ist vollendet dichterisch ausgesprochen<br />

und zugleich aus ihrer metaphysischen Dimension erfahren<br />

in der achten Duineser Elegie Rilkes.<br />

Aus dieser Elegie wird deutlich, daß Rilkes Dichtung, trotz<br />

anderer Unterschiede, dennoch in denselben Bereich desselben<br />

Stadiums der abendländischen Metaphysik gehört, das sich in<br />

Nietzsches Denken ausspricht. Daß Rilke die achte Duineser<br />

Elegie sagen konnte und mußte, bezeugt aber auch die Größe<br />

des inneren Takts gegenüber der dem Dichter gesetzten<br />

Grenze. Daß er in dieser Grenze geblieben und den Spielraum<br />

seines Standorts ausgehalten hat, ist wesentlicher und fortreichender<br />

als irgendeine überanstrengte und nur gewollte<br />

Durchbrechung der Grenzen.<br />

Wenn es nun überhaupt so etwas wie eine >überwindung<<br />

der modernen Reflexionsform, d. i. der Reflexion der Subjektivität,<br />

gibt, dann ist sie nur durch eine andere Reflexion möglich,<br />

obzwar es zunächst den Anschein hat, als sei dies der<br />

Gipfel des Widersinns, durch Reflexion sich aus der Reflexion<br />

gleichsam herauszureflektieren. Wenn aber >Reflexion< immer<br />

irgendwie ein Denken ist, dann könnte die eigentliche Reflexion<br />

des Menschenwesens eben nur in einem entsprechenden<br />

Denken bestehen. Dann müßten wir das Denken lernen,<br />

selbst auf die Gefahr, daß wir dabei dem Denken nachdenken<br />

und dieses Tun den Anschein bewirkt, das Denken kreise<br />

boden- und ziellos leer um sich selbst.<br />

Auf diese Gefahr hin versuchen wir das Denken zu lernen;<br />

jedes Mitdenken jedes Satzes ist schon ein solches Lernen, das<br />

nicht etwa erst dann beginnt, wenn wir die vermeintlich nur<br />

einleitenden Vorlesungen hinter uns gebracht haben. Das Denken<br />

lernen - nur denken und nichts außerdem; was denken<br />

wir da, wenn wir >Dur< denken? Wir machen uns dabei erst auf<br />

den Weg zu dem, was für das Denken das Zu-denkende ist.

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