05.11.2013 Aufrufe

(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

324 <strong>Heraklit</strong>s <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Logos<br />

bunden und an es verhaftet, sondern der Mensch ist an das Sein<br />

gewiesen und von diesem angesprochen. Weil aber dieses Weitweisende<br />

im Wesen des Menschen waltet, kann das, wohin es den<br />

Menschen verweist, auch dem Menschen vernehmlich werden.<br />

Trotzdem der Mensch gewöhnlich und von sich aus in seinem<br />

alltäglichen Tun und Verhalten für sich nicht an die Ausgänge<br />

seines Wesens gelangt, bleibt ihm stets die Möglichkeit<br />

gewährt, den Abyor;, der bei aller Abwesung Gegenwart bleibt ,<br />

zu vernehmen. Ja, der Mensch muß sogar auf den Abyor; hören ,<br />

wenn ein eigentliches Wissen über das Seiende ihn tragen und<br />

leiten soll. Das Fragment 50 kann das, was es sagt, nicht nur<br />

sagen, unbeschadet dessen, was in Fragment 45 ausgesprochen<br />

wird; sondern das Fragment 50 muß das aussprechen, was es<br />

ausspricht, weil das besteht, wovon das Fragment 45 spricht,<br />

die <strong>vom</strong> Sein abgekehrte Verstreuung an das Seiende. Die beiden<br />

Fragmente sind nicht nur nicht unvereinbar, sie gehören<br />

sogar notwendig zusammen. Das Fragment 50 sagt uns, in<br />

welcher Weise der menschliche /..6yor; tief und wie weitweisend<br />

er ist. Das Fragment 45 sagt, warum es des Winkes bedarf, den<br />

das Fragment 50 ausspricht, wenn es ein fügsames Hören auf<br />

den Abyor; verlangt.<br />

An das Seiende gekehrt, wenn nicht gar an das Seiende verfallen<br />

und verloren, vergißt der Mensch des Seins, das wie abwesend<br />

ihn gleichwohl ständig anspricht, ohne daß er dessen<br />

achtet. Der Mensch steht somit in einem zwiespältigen Bezug<br />

zum Seienden und zum Sein. Aber vielleicht ist es voreilig, von<br />

einem Zwiespalt zu reden, da diese Benennung leicht den<br />

Anschein erweckt, als sei da ein Mangel an Einklang. Vielleicht<br />

sprechen wir vorsichtiger statt von einem Zwiespalt von einer<br />

Zwiefalt. Die Zwiefalt läßt das Zwiefache bestehen. Die Zwiefalt<br />

denkend versuchen wir nicht, das Zwiefache als Zwiespalt<br />

und Gegensatz vorzustellen, um diesen Gegensatz gar noch als<br />

Widerspruch zu denken und dann schließlich in einer höheren<br />

Einheit aufzuheben. Diese Zwiefalt ist das Zeichen für die ungewöhnliche<br />

Stellung des Menschen inmitten des Seienden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!