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(Heraklit) (1943) 2. Logik. Heraklits Lehre vom ... - gesamtausgabe

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§ J. Der Anfang des anfängliCh Zu-denkenden 81<br />

Nun haben wir uns in der vorigen Stunde fast in der Art<br />

eines Gewaltstreiches dafür entschieden, das iivov >verbal< zu<br />

denken und also den Spruch so zu hören, daß darin das Wort<br />

<strong>vom</strong> Niemals-Untergehen vernehmlich wird. Diese Hervorhebung<br />

der verbalen Bedeutung hat zunächst nur den Sinn,<br />

den denkenden Blick in den Hinblick einschwingen zu lassen,<br />

in dem sich überhaupt das Denken der Denker bewegt, wenn<br />

sie das Seiende nennen. Das >Niemals-Untergehen< wäre dann<br />

ein Vorgang, also doch solches, was ist, und was demzufolge<br />

immer noch unter das Sein fällt. In jedem Fall muß dieser<br />

Bezug zwischen dem Niemals-Untergehen und dem Sein aufgehellt<br />

werden, wenn anders die Denker das Sein des Seienden<br />

und <strong>Heraklit</strong> als Denker das Niemals-Untergehen denkt.<br />

Die Frage, die jedoch stehenbleibt, sei daher formelhaft<br />

festgehalten: Ist das Niemals-Untergehen nur eine Weise des<br />

Seins neben anderen, oder ruht überhaupt das verborgene<br />

Wesen dessen, was da >Sein< genannt wird, vielleicht im Niemals-Untergehen?<br />

Wenn dies zweite gilt, wohin führt oder<br />

wohin wirft uns dann der Spruch des <strong>Heraklit</strong>, der fragt: »Dem<br />

niemals Untergehen, wie könnte irgendwer dem verborgen<br />

sein?« Ist dieser Spruch nicht der unmittelbare und die flüchtige<br />

Zeitspanne von zweieinhalb Jahrtausenden überstehende<br />

Anspruch an uns? \Ver anders ist darin angesprochen als wir,<br />

die wir hier sitzen und vielleicht noch meinen, die Vorlesung<br />

über <strong>Heraklit</strong> inszeniere eine Flucht in die >Geistesgeschichte<<br />

und ins Antiquarische? Gewiß, wir können diesen Spruch nur<br />

historisch zur Kenntnis nehmen und ihn als eine vormalige<br />

Ansicht einer vergangenen Philosophie historisch verzeichnen.<br />

Wir können das so tun. Der Spruch leidet dadurch keinen<br />

Schaden. Aber die Frage ist, ob nicht wir einen Schaden leiden.<br />

Der Spruch braucht uns nicht. Aber die Frage ist, ob nicht eines<br />

Tages wir den Spruch brauchen, der da in einer verborgenen<br />

Weise <strong>vom</strong> Sein etwas sagt. Sollte es so stehen, dann mag es<br />

gut sein, wenn wir selbst einmal mit uns darüber ins Klare<br />

kommen, wie wir selbst, so wie wir hier sitzen und stehen,

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