R - Institut für Theoretische Weltraum- und Astrophysik der Universität
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5 Hamilton-Mechanik<br />
wobei wir ausnutzen, dass alle variierten Wege die gleichen festen Endpunkte haben (δqi(t1)<br />
= δqi(t2) = 0). Für Gleichung (5.24) folgt dann<br />
� t2 �<br />
�<br />
δS = δpi ˙qi − ˙piδqi −<br />
t1 i<br />
∂H<br />
δqi −<br />
∂qi<br />
∂H<br />
�<br />
δpi dt<br />
∂pi<br />
� t2 �<br />
��<br />
=<br />
˙qi − ∂H<br />
� �<br />
δpi − ˙pi +<br />
∂pi<br />
∂H<br />
� �<br />
δqi dt = 0 . (5.25)<br />
∂qi<br />
t1<br />
i<br />
Da die Variationen δqi <strong>und</strong> δpi unabhängig sind, kann das Integral nur verschwinden, wenn<br />
die Koeffizienten einzeln verschwinden, d.h.<br />
˙qi = ∂H<br />
∂pi<br />
, ˙pi = − ∂H<br />
∂qi<br />
(5.26)<br />
es folgen die kanonischen Bewegungsgleichungen.<br />
Die For<strong>der</strong>ung nach unabhängiger Variation von qi <strong>und</strong> pi, die so wesentlich <strong>für</strong> die obige<br />
Ableitung ist, beleuchtet den f<strong>und</strong>amentalen Unterschied zwischen <strong>der</strong> Lagrangeschen <strong>und</strong><br />
Hamiltonschen Formulierung:<br />
Im Lagrange-Verfahren müssen die generalisierten Koordinaten qi <strong>und</strong> die generalisierten Geschwindigkeiten<br />
˙qi am Anfang angegeben werden, um die Bewegung des Systems vollständig<br />
zu bestimmen. Aber die ˙qi wurden stets als abhängige Variablen betrachtet, eng verknüpft<br />
mit den qi durch ihre zeitliche Ableitung. Bei <strong>der</strong> Herleitung <strong>der</strong> Lagrange-Gleichung wurde<br />
die Variation δ ˙qi durch die unabhängige Variation δqi mittels einer partiellen Integration nach<br />
<strong>der</strong> Zeit ausgedrückt. Dies führte auf eine zweite Ableitung <strong>der</strong> Lagrange-Funktion L <strong>und</strong><br />
folglich auf Bewegungsgleichungen 2. Ordnung.<br />
Wir erhalten Gleichungen erster Ordnung aus dem modifizierten Hamilton-Prinzip nur deshalb,<br />
weil die Variation δpi, an<strong>der</strong>s als δ ˙qi, als unabhängig von δqi angesehen wird. Die Impulse<br />
mussten deshalb auf den gleichen Status wie die Koordinaten gehoben werden; beide sind<br />
gleichberechtigte unabhängige Variablen, die nur durch die Bewegungsgleichungen selbst<br />
<strong>und</strong> keine a-priori definierte Beziehung verb<strong>und</strong>en sind. Nur wenn die Menge <strong>der</strong> unabhängigen<br />
Variablen von s auf 2s Größen erweitert wird, sind wir in <strong>der</strong> Lage Bewegungsgleichungen<br />
zu erhalten, die von erster Ordnung sind.<br />
5.2 Poisson-Klammern<br />
Es sei eine Funktion f = f(�q, �p, t) gegeben. Solche Funktionen stellen beispielsweise messbare,<br />
physikalische Größen (“Observable”) dar. Die totale zeitliche Ableitung lautet dann<br />
df<br />
dt<br />
= ∂f<br />
∂t +<br />
s�<br />
�<br />
∂f<br />
i=1<br />
∂qi<br />
˙qi + ∂f<br />
�<br />
˙pi<br />
∂pi<br />
Mit den Hamilton-Bewegungsgleichungen (5.10)–(5.11) folgt<br />
df ∂f<br />
=<br />
dt ∂t +<br />
s�<br />
�<br />
∂f ∂H<br />
−<br />
∂qi ∂pi<br />
∂f<br />
�<br />
∂H<br />
∂pi ∂qi<br />
170<br />
i=1<br />
. (5.27)<br />
. (5.28)