R - Institut für Theoretische Weltraum- und Astrophysik der Universität
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2.2 Die Newtonschen Axiome<br />
einen Ortsvektor �r(t). Die Ursache <strong>für</strong> ihre Bewegung ist nicht final, son<strong>der</strong>n kausal. Sie<br />
agieren nicht auf Gr<strong>und</strong> eines inneren Bestrebens, wie bei Aristoteles, son<strong>der</strong>n reagieren nur<br />
auf äußere Einwirkungen, von Newton “Kräfte” genannt, die letztlich von an<strong>der</strong>en Körpern<br />
ausgeübt werden, sind also “träge” (inert). Im völligen Gegensatz zur aristotelischen Physik<br />
können sie sich aber auch ohne Beweger bewegen:<br />
LEX I: Je<strong>der</strong> Körper verharrt im Zustand <strong>der</strong> Ruhe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> gleichförmigen geradlinigen<br />
Bewegung, wenn er nicht durch einwirkende Kräfte gezwungen wird, seinen<br />
Zustand zu än<strong>der</strong>n.<br />
2.2.2 Das Kraftwirkungsgesetz<br />
Liegt eine solche Einwirkung vor, dann wird durch sie primär nicht <strong>der</strong> Ort verän<strong>der</strong>t – das<br />
geschieht ja auch bei <strong>der</strong> geradlinig-gleichförmigen Bewegung – son<strong>der</strong>n die Geschwindigkeit.<br />
Während alle Vorgänger, auch Demokrit, davon ausgingen, dass eine Kraft auf einen Körper<br />
nur bei direktem Kontakt wirken kann, nimmt Newton an, dass die Kraftwirkung wie beim<br />
Magnetismus durch den leeren Raum hindurch erfolgt (Fernkraft, “action at a distance”).<br />
Sie muss daher momentan vor sich gehen. Die entsprechende Geschwindigkeitsän<strong>der</strong>ung<br />
geschieht nicht sprungweise, wie zum Beispiel bei einzelnen Stößen, <strong>der</strong>en Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>für</strong> punktförmige Körper ohnehin verschwindend klein ist, son<strong>der</strong>n kontinuierlich. Eine solche<br />
verän<strong>der</strong>liche Geschwindigkeit kann exakt nur durch einen Grenzwertprozess definiert werden,<br />
nämlich als Differentialquotient<br />
�v = d�r<br />
. (2.1)<br />
Zur Formulierung <strong>der</strong> Newtonschen Theorie sind deshalb die Infinitesimalrechnung <strong>und</strong> vektorielle<br />
Differentialoperatoren (siehe Kap. 1.9) erfor<strong>der</strong>lich, was einerseits mathematischen<br />
Laien den Zugang sehr erschwert, <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits die mathematischen Betrachtungen von<br />
Kapitel 1 nachträglich rechtfertigt.<br />
Wie die experimentelle Erfahrung zeigt, ist bei gleicher äußerer Einwirkung die Geschwindigkeitsän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>für</strong> verschiedene Massenpunkte unterschiedlich. Newton schreibt deshalb<br />
den Körpern eine invariante innere Eigenschaft zu: die träge Masse m. Er definiert sie als<br />
“Menge <strong>der</strong> Materie” o<strong>der</strong> als Produkt von Volumen <strong>und</strong> Dichte. Das ist zunächst eine Zirkeldefinition<br />
<strong>und</strong> keine Messvorschrift. Sie erhält einen Sinn, wenn man bedenkt, dass vom<br />
atomistischen Standpunkt aus je<strong>der</strong> Körper aus einer bestimmten Anzahl gleichartiger Elementarteilchen<br />
aufgebaut ist. Die Masse ist dann proportional zu dieser Anzahl. Je größer die<br />
Masse m eines Körpers ist, desto kleiner fällt die durch die gegebene Einwirkung � F erzeugte<br />
Geschwindigkeitsän<strong>der</strong>ung aus. Es gilt also<br />
d d<br />
(m�v) =<br />
dt dt �p = � F . (2.2)<br />
Mit <strong>der</strong> Bewegungsgröße m�v = �p, die als “Impuls”, “Linearimpuls” o<strong>der</strong> “linearer Impuls”<br />
bezeichnet wird, lautet dann das <strong>für</strong> die Newtonsche Mechanik gr<strong>und</strong>legende Kraftwirkungsgesetz,<br />
die dynamische Gr<strong>und</strong>gleichung:<br />
LEX II: Die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegung ist <strong>der</strong> Einwirkung <strong>der</strong> bewegenden Kraft proportional<br />
<strong>und</strong> geschieht nach <strong>der</strong> Richtung <strong>der</strong>jenigen geraden Linie, nach welcher<br />
jene Kraft wirkt.<br />
dt<br />
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