TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Auch Ludwig Wittgenstein und Nelson Goodman nehmen die hier erörterte<br />
Entwicklung einer „neuen Infrastruktur“ des strukturellen Kerns der Bestimmungen<br />
auf. 52 Wittgenstein operiert mit einer Vielheit,<br />
102<br />
„(...) die man nicht zu reiner Heterogenität stilisieren darf, sondern mit Momenten<br />
von Gemeinsamkeit zusammendenken muss - nur dass dabei nicht an<br />
ein einheitliches Wesen, sondern an Überschneidungen zu denken ist, wie<br />
Wittgenstein sie eben durch den Terminus ‘Familienähnlichkeit’ bezeichnet.“<br />
53<br />
In seinem Konzept der Sprachspiele sind solche Gegensätze strukturell miteinander<br />
verbunden und wenn „Wittgenstein dabei von einem „komplizierten<br />
Netz von Ähnlichkeiten“ spricht, „die einander übergreifen und kreuzen“,<br />
so erinnert das nicht von ungefähr an die <strong>St</strong>ruktur des Rhizoms“. 54<br />
Diese Komplementarität kann durch Goodman noch näher spezifiziert werden.<br />
55 Bei ihm emergiert die Vielheit durch die konstruktivistisch-mittelbare<br />
Wirklichkeit und der für Lebewesen unmögliche Zugriff auf selbige. Der<br />
analytischen Philosophie folgend gibt es demnach keine Wirklichkeit außerhalb<br />
von Deutungen; sie bildet die Kontingenz aller angestellten Wirklichkeitsrekurse.<br />
Diese konstruktivistischen Ansätze sollen an dieser <strong>St</strong>elle<br />
zusammenfassend als Ablehnung des Realismus und Annahme des Interpretationismus<br />
wiedergegeben werden. Entscheidend aber, und darin liegt<br />
die Spezifizierung Wittgensteins, ist Goodmans Aussage über die Charakterisierung<br />
der Einheit, welche Welsch wie folgt wiedergibt:<br />
„Die Einheit der vielen Welten bzw. Welt-Versionen ist nicht in einer sie fundierenden<br />
Ordnung begründet oder in einer sie alle übergreifenden inhaltlichen<br />
Synthese zu finden, sondern sie liegt in dem gemeinsamen Charakter<br />
aller Welt-Versionen, Symbolsysteme zu sein. Die Einheit besteht nicht vertikal,<br />
sondern horizontal, nicht material, sondern formal, nicht synthetisch, sondern<br />
konstruktiv bzw. operational. Die vielen Versionen sind zwar inhaltlich nicht<br />
Moderne oder Post-Moderne? Zur Theorie des gegenwärtigen Zeitalters, Weinheim,<br />
S. 277-282, hier S. 282.<br />
52 Wittgenstein, L. (1953): Philosophische Untersuchungen, Oxford; Goodman, N.<br />
(1984): Weisen der Welterzeugung, Frankfurt. Vgl. zur Darstellung der <strong>St</strong>andpunkte<br />
von Wittgenstein und Goodman Welsch (1996: 372ff.).<br />
53 Welsch (1996: 407).<br />
54 Ebenda.<br />
55 Goodman (1984).