30.11.2012 Aufrufe

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nehmung hervor; 176 in der Verknüpfung mit „Kernkompetenzen“ 177 kann<br />

dies zu Kräften innerhalb der Unternehmung führen, die in ihrer charakteristischen<br />

Symbiose von innerer Dynamik und äußerem Nachfrage-Sog<br />

(marktwirtschaftliche Relevanz) zur treibenden Kraft, zu treibenden Kräften<br />

der Geschäftstätigkeit evolvieren können. Die Verbindung der Kernkompetenzen<br />

bzw. ihre gezielte Entwicklung mit den Kernprodukten einer Unternehmung<br />

tragen wesentlich zur Identität der Unternehmung bei, so Kirsch.<br />

Verkürzt gesagt, entspricht dieser Zugang der Aussage: „Wir sind, was wir<br />

tun!“ bzw. „Wir sind, was wir gut können!“ und damit einer handlungsorientierten<br />

Identitätsbildung. Der Einzelne wie auch das Gesamte drückt<br />

sich in und durch die Handlungen aus. Die Substanz der Identität, die „materiale<br />

Identität“ ist somit nur mittelbar zu identifizieren. Neben der pragmatistischen<br />

Verzerrung tritt zudem die Verzerrung der quantitativen Darstellungsform<br />

der ökonomischen Rationalität, die nur diejenigen Handlungen<br />

erfasst, die sich in Zahlen niedergeschlagen haben. 178 Die Annahme,<br />

„Wir sind, wer wir sind!“ kann im organisatorischen Kontext als nicht realisierbarer<br />

bzw. auch nicht gewünschter Ansatz zur Erfassung und Definition<br />

von Identität gelten. 179 In diesem Sinne ist eine Erfassung der Unternehmensidentität<br />

in ihrem So-Sein nur bedingt möglich.<br />

176 Vgl. Hamel, G./Prahalad, C.K. (1990): The Core Competences of the Corporation, in:<br />

Harvard Business Review, Mai/Juni 1990, S. 79-91.<br />

177 Kirsch (1997: 341).<br />

178 Ähnliche Feststellungen lassen sich bezüglich der Analyse von Beratungssituationen<br />

machen, insbesondere dann, wenn das zu beratende Unternehmen eine Dienstleistung<br />

anbietet, die entscheidend die Lebensqualität des Kunden beeinflusst. So steht<br />

der externe Berater eines Altenheimes vor der Herausforderung, auch jenseits der von<br />

ihm festgestellten Inhalte der Prozesse (Qualität der Dienstleistung) die Ansprüche<br />

aus der Situation an sich zu erfassen und in eine Effizienzsteigerungskonzeption einfließen<br />

zu lassen. Dies ist dann noch relativ einfach, sofern der „Kunde“ seine Präferenzen<br />

äußern kann, obwohl hier immer noch die aus der Situation entstehenden Ansprüche<br />

zu berücksichtigen sind. Der mit dem herkömmlichen betriebswirtschaftlichen<br />

Instrumentarium arbeitende Berater ist aber spätestens dann überfordert, wenn<br />

sich die Ansprüche nicht in seinem (effizienten) System abbilden lassen. Dies kommt<br />

bspw. dann vor, wenn der „Kunde“ für die erhaltene Dienstleistung finanziell nicht<br />

aufkommen kann oder aber, der „Kunde“, also der Patient, seine Präferenzen nicht<br />

äußern kann. Vgl. hierzu Speck, O. (1999): Ökonomisierung sozialer Qualität: Zur<br />

Qualitätsdiskussion in Behindertenhilfe und Sozialer Arbeit, München/Basel.<br />

179 Auch wenn man nur sagen würde: „Wir sind, was wir sind!“, kann dies entweder als<br />

Banalität abgetan werden, oder aber das „was“ bezieht sich auf die ökonomische<br />

Funktion des Subjekts. Diese wäre anschlussfähig an die ökonomische Rationalität insofern,<br />

als damit der Machtaspekt, die Funktion des Einzelnen, die Legitimation der<br />

240

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!