TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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212<br />
„This point [the belief of the modernists, that the problem of otherness can be<br />
adequately settled within their frameworks; T.B.] came most clearly to me<br />
when I presented a paper on this topic and a staunch Habermasian brushed<br />
my concerns aside with the claim that we could have a virtual, „advocatory<br />
discourses“ in which we represent those others who cannot in some sense<br />
effectively speak for themselves: the insane, children, past generations, future<br />
generations, those who have no sense of political efficacy, and so on. My<br />
answer is that one must certainly try to do this, but in doing it, we must carry<br />
a deeply tragic sense of the inevitable seriousness with which one takes the<br />
responsibility to otherness, one will always be susceptible to a subtle and<br />
blinding overconfidence. The declaration that the problem of otherness is<br />
solved by the use of the mechanism of virtual, advocatory discourses is<br />
perhaps something like a twentieth-century version of Britain’s eighteenthcentury<br />
assertion to the American colonists that they should be satisfied with<br />
virtual representation in Parliament.“ 115<br />
White führt weiter aus, dass er in diesem Zusammenhang zwei Arten der<br />
Rezeption von Sprache unterscheidet. Die eine ist die Interpretation, dass<br />
Sprache Handlungen koordiniert (action-coordinating), die andere sieht<br />
Sprache in ihrem Charakter, den Blick auf die Welt freizugeben (worlddisclosing).<br />
116 Wenn man die postmoderne Position mit der zweiten Art in<br />
Verbindung bringt, die auch an Derrida erinnert, so kommt zum Ausdruck,<br />
für welche Dimension die Postmoderne sich stark macht. 117<br />
Auch wenn der Diskurs als Vollzugsform hier keine explizite Auseinandersetzung<br />
erfährt, so bedeutet dies nicht, dass die hier vorgestellte Position<br />
nicht mit den diskursethischen Positionen kompatibel ist. Die Kompatibilität<br />
kommt in der Einsicht in die Notwendigkeit der spezifischen Wahrnehmung<br />
des Anderen zum Ausdruck. Jedoch beschreiben die Wahrnehmung, also die<br />
Einstellung zum Anderen und die tatsächliche Umsetzung dieser Beobachtungsergebnisse<br />
in der Kommunikation unterschiedliche Prozessstufen.<br />
In diesem Sinne fokussiert die hier entwickelte Position die Einstellung zum<br />
Anderen und bewegt sich damit auf der diskursethischen Voraussetzungsebene.<br />
Als Ausdifferenzierung der Voraussetzung ist sie mit der Diskursethik<br />
immanent verbunden.<br />
Auf dieser „Vorstufe“ des Diskurses greift Honneth auf das allgemein rezipierte<br />
Modell der Rollenübernahme von Mead zurück, das in der postmo-<br />
115 White (1991: 22; Fußnote 18).<br />
116 Vgl. White (1991: 22ff.).<br />
117 Die Kritik von White und die dahinter stehende postmoderne Position hat implizit<br />
auch Einzug in die hier entwickelte Konzeption gefunden.