TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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tion, der Fokus steht im kompetitiven Verhältnis zur Verflechtung, es wird<br />
Inkommensurabilität zwischen den Paradigmen erzeugt. 137<br />
Das überzogene Selbstbewusstsein bezieht sich auf die Geltung nach außen in<br />
Relation zu anderen Paradigmen. Die eigene Geltung wird tendenziell überschätzt,<br />
da der Blick nicht in dem Grade nach außen gerichtet ist, wie er zu<br />
einer annähernd authentischen Auffassung des Umfeldes und des eigenen<br />
<strong>St</strong>atus notwendig wäre. <strong>St</strong>att dessen wird überwiegend nach innen geschaut<br />
und der innere <strong>St</strong>atus in die scientific community projiziert. Die Überschätzung<br />
ist selbst schon eine logische Konsequenz der defizitären Wahrnehmung<br />
des Umfeldes, da zum einen die Relationen der eigenen Forschungstätigkeit<br />
verloren gehen und zum anderen auch die fruchtbare kritische<br />
Auseinandersetzung mit umliegenden oder auch diametral entgegengesetzten<br />
Ansätzen ungenutzt bleibt.<br />
Eine gewisse Form von absolutistischer Prägung kann Folge dieser fehlenden<br />
Auseinandersetzung sein. Ausschließlichkeitsansprüche werden auch nach<br />
außen hin formuliert, welche einen Dialog mit anderen, ähnlich operierenden<br />
Paradigmen nahezu unmöglich machen. Vernunft hat in dieser Charakteristik<br />
der Paradigmen die Aufgabe, für die eigene Komplexität, aber auch<br />
die Komplexität des Ganzen zu sensibilisieren.<br />
7 Transversale Vernunft in der kritischen Reflexion<br />
Die kritische Reflexion einer so umfangreichen und umfassenden Konzeption,<br />
wie sie Welsch vorstellt, steht vor dem grundsätzlichen Problem der<br />
Komplexität und damit auch vor der Frage der Selektion. Um möglichst<br />
übersichtlich der Forderung nach einer repräsentativen Darstellung des Reflexionsspektrums<br />
nachkommen zu können, werden im Folgenden historische<br />
und aktuelle Ansätze und Positionen der Welsch’schen Konzeption gegenübergestellt.<br />
138 Diese Gegenüberstellung verspricht, hilfreich in Bezug auf<br />
137 Vgl. nochmals Abschn. 5.3, wo die Konzeption der Heterogenität und Konnexion von<br />
Deleuze und Guattari Parallelen zur Welsch’schen Konzeption aufweisen kann und<br />
Elemente seiner Vernunftkonzeption widerspiegelt.<br />
138 Es versteht sich, dass die Kritik klassischer Ansätze an der Welsch’schen Konzeption<br />
in anderer Form geschieht, als die Skizzierung direkter aktueller Reaktionen auf die<br />
transversale Vernunft; klassische Ansätze können in ihrer Kritik nur hypothetisch<br />
entwickelt werden. Welsch selbst hat umfangreiche Analysen bezüglich der Bezüge<br />
zu anderen Ansätzen durchgeführt; auf diese sei sich hier hauptsächlich bezogen.<br />
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