TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dieses „Risiko“ der Postmoderne, sich einzulassen auf das, was „wirklich“<br />
(die vom Menschen und seiner Betrachtung unabhängige Realität) ist,<br />
charakterisiert die spezifisch postmoderne Herangehensweise, die offen ist<br />
für neue, eben auch paradoxe Phänomene,, die sie nicht ignoriert, sondern<br />
sich auf sie einlässt.<br />
Dies setzt sich auf den anderen Ebenen fort; sie führen zu materialen Veränderungen<br />
im Kern des Begründungszusammenhangs. Diese beispielsweise<br />
paradoxen Phänomene auf Ebene des Entdeckungszusammenhangs tragen<br />
die Codierung der Limitation in sich - sie sind immer nur vorläufig und nicht<br />
absolut. Diese „Meta-Codierung Limitation“ würde bei einem modernen<br />
Kern dazu führen, dass den Erkenntnissen kein Begründungsstatus zuerkannt<br />
wird, sie somit keine konstitutive Rolle spielen (können). Die Postmoderne<br />
hingegen lässt zu, dass diese „Meta-Codierung“ der Limitation im<br />
Kern aufgenommen wird und damit zu paradigmatischen Veränderungen<br />
auf der Begründungsebene führt. Die Begründungsebene entwickelt sich<br />
nicht nur dergestalt, dass sie diese Inhalte, Gegenstände und Phänomene,<br />
abzubilden in der Lage ist, sondern sie legitimiert sie und unterstützt deren<br />
Umsetzung auf Ebene des Verwendungszusammenhangs. Relativität wird<br />
zum konstitutiven Merkmal der Begründung, Pluralität zum konstitutiven<br />
Befund der Wirklichkeit.<br />
Diese Integration des Relativitätsgedankens auf Ebene der Begründung bedeutet<br />
in einem weiteren Schritt, dass sich die Postmoderne selbst in diese<br />
Relativität mit einschließen muss. Wenn also nun beispielsweise die postmoderne<br />
Moderne gegen die Postmoderne antritt, so ist ein Nebeneinander<br />
theoretisch möglich und vorstellbar. So erzeugt auch hier die Relativität auf<br />
Ebene der Verwendung eine Pluralität, die unterschiedliche Geltungsansprüche<br />
komplementär zueinander rekonstruiert. Pluralität ist damit logische<br />
Konsequenz einer aus dem Entdeckungszusammenhang entstehenden<br />
Relativität.<br />
Durch die hier angedeutete Verbindung von Relativität und Pluralität kann<br />
aufgezeigt werden, inwieweit zusätzlich zum Entdeckungszusammenhang<br />
die „andere“ Seite, der Verwendungszusammenhang in die Interaktion der<br />
Zusammenhänge tritt. Die „Erfahrung“, die mit den Inhalten auf Ebene des<br />
Verwendungszusammenhangs gemacht wird, führt zu erneuter kritischer<br />
Reflexion der Begründungsebene und in einem weiteren Schritt zur Reflexion<br />
der Annahmen und Methoden auf Ebene des Entdeckungszusammen-<br />
94