TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Rationalitäten angeklungen, erfährt aber durch diese Paradigmenbetrachtung<br />
eine neue Qualität. Es ist nun nicht mehr die Methodik der Komplexitätshandhabung,<br />
welche Pluralität identifiziert und durch eine Teilung gerecht<br />
zu werden versucht, sondern jetzt ist es eine eigen initiierte Dynamik,<br />
welche von innen Pluralität selbstorganisatorisch und eigensinnig erzeugt.<br />
Diese eigengesetzliche Dynamik fordert einen phänomenologischen <strong>St</strong>atus<br />
der Autonomie und operationale Geschlossenheit ein. 98<br />
Zusammenfassend besteht die Pluralisierung der Paradigmen aus drei<br />
Aspekten:<br />
� Die Konfliktlage konkurrierender Paradigmen<br />
� Die Verflechtungen zwischen Rationalitätsbereichen<br />
� Unterschiedliche Konstruktionen des Ganzen<br />
Sie stellen die charakteristischen Parameter der rationalen Unordentlichkeit der<br />
Rationalität dar. Diese rationale Unordentlichkeit gilt es, nach Welsch, „als<br />
Realverfassung der Rationalität zu erkennen“ 99.<br />
Es zieht sich diese Bestandsaufnahme struktureller Verflechtungen auch<br />
durch die einzelnen diskursiven Konstitutionsprozesse der Rationalitätstypen<br />
hindurch. So muss man sich gleichsam in der Frage nach Grenzen von<br />
Rationalitätstypen mit der Frage der Unterscheidung bzw. eindeutiger<br />
Zuordnung von Diskursen auseinandersetzen. Um nicht den gesamten<br />
Argumentationsstrang nachzuzeichnen, sei an dieser <strong>St</strong>elle zusammenfassend<br />
referiert, dass Welsch eine trennscharfe Differenzierung der Diskurse<br />
(ästhetisch, moralisch-praktisch, kognitiv-instrumentell) ablehnt. Er beschreibt<br />
und belegt in einer genaueren Analyse der Referenzbereiche der<br />
einzelnen Diskursarten, wie sich die These der Verflechtung im Gegensatz<br />
zum Trennungstheorem größerer Plausibilität erfreuen kann. 100 Dabei stellt<br />
er bezüglich der Referenzbereiche fest, dass keine der drei Diskursarten sich<br />
alleinig auf ihren jeweiligen Bereich bezieht, sondern immer auch Elemente<br />
98 Diese beiden Parameter, Autonomie und operationale Geschlossenheit, ergeben sich<br />
aus der Feststellung, dass Pluralität selbstorganisatorisch entsteht. Diese Form der<br />
Genese produziert und reproduziert diese beiden Parameter, da sie zu ihrem Fortbestand<br />
beitragen, quasi automatisch im Prozess der Autopoiese. Dies kann an dieser<br />
<strong>St</strong>elle nicht näher ausgeführt werden. Es sei dabei verwiesen u. a. auf Probst (1987),<br />
Krohn/Küppers (1990). Hier werden die Zusammenhänge von Eigengesetzlichkeit,<br />
Selbstorganisation und Autopoiese detaillierter erläutert.<br />
99 Welsch (1996: 446).<br />
100 Vgl. zu der Analyse der Diskursarten Welsch (1996: 461-539).<br />
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