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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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und lebensweltlicher Bedürfnisse, blieb aber mit diesen innerlich und äußerlich<br />

verflochten. 42<br />

Bezüglich individueller Motivstruktur haben die Arbeiten von Maslow weitergehende<br />

Einblicke vermitteln können. Danach lassen sich zwei unterschiedliche<br />

Arten von Motiven unterscheiden: die Defizitmotive, die mittels<br />

eines homöostatischen Ansatzes danach streben, ausgeglichen und somit ins<br />

Gleichgewicht gebracht zu werden, und die Wachstumsmotive, die nicht<br />

homöostatisch gelöst werden können, sondern expansiver Natur sind. Die<br />

bisher in der Argumentation genannten Motive sind alle als Defizitmotive zu<br />

interpretieren; das Ziel von wachstumsmotiviertem Verhalten war für<br />

Maslow die Selbstverwirklichung. Dabei kann diese Differenzierung nicht<br />

als präzise trennscharf gelten. Eher muss davon ausgegangen werden, dass<br />

zwar Selbstverwirklichung prinzipiell in die Kategorie „Wachstumsmotive“<br />

gehört, jedoch auch in den unterschiedlichen Defizitmotiven wiedergefunden<br />

werden kann. Anerkennung, <strong>St</strong>atus und Prestige als Ich-Motive sind<br />

beispielsweise nicht eindeutig einer homöostatischen Defizit-Konzeption<br />

zuordenbar, da hier ein Gleichgewicht nicht unbedingt erreicht werden<br />

kann, sondern der Wunsch nach immer mehr besteht. 43<br />

Die Wachstumsmotive sind also als Prozess zu verstehen; sie unterscheiden<br />

sich hierin von den Defizitmotiven. Bei Letzteren wird aus einem identifizierten<br />

Defizit gehandelt mit dem Ziel, dieses Defizit zu beseitigen. Wenn<br />

42 Dieser Befund der Verflochtenheit entwickelt sich aufgrund der industrialistischen<br />

Ausdifferenzierungs- und Spezialisierungsprozesse zu einem Befund der Entflechtung.<br />

Die Entflechtung von Arbeit und Leben führt in Verbindung mit der Dominanz<br />

von Arbeit dazu, dass die komplexe lebensweltliche Anspruchs- und Bedürfnisstruktur<br />

keine adäquate Berücksichtigung mehr erfährt. Dies wird an späterer <strong>St</strong>elle<br />

aufgenommen. Vgl. Abschn. 2.2.<br />

43 Auch Herzberg, F. (1966): Work and the Nature of Man, Cleveland, geht in seiner<br />

Zweifaktorentheorie der Arbeitszufriedenheit von einer solchen „Grunddichotomie<br />

‚Defizit-Expansion‘ innerhalb der Motivation“ (Rosenstiel 1992: 75) aus. Charakteristisch<br />

dafür ist, dass die Context-Variablen (Arbeitsbedingungen) zwar Unzufriedenheit<br />

verhindern können, jedoch nicht zu Zufriedenheit führen können. Deswegen werden<br />

sie auch als Hygiene-Faktoren bezeichnet. Sie beeinflussen die extrinsische Arbeitsmotivation.<br />

Die intrinsische Arbeitsmotivation wird hingegen durch die Content-<br />

Variablen konstituiert. Dies betrifft die Arbeitsinhalte (Leistung, Verantwortung, Anerkennung);<br />

sie werden Motivatoren genannt, denn ihre erlebte Verbesserung führt zu<br />

Zufriedenheit, ihre Verschlechterung senkt die Zufriedenheit, kann aber nicht zur<br />

Unzufriedenheit führen. Im Vergleich mit dem ebenso inhaltlichen Ansatz von<br />

Maslow wird implizit die Verbindung von Lebenswelt (Maslow-Motive auch unabhängig<br />

von der Arbeit existent) und der Arbeitswelt (Herzberg-Motivation durch<br />

Arbeit definiert) deutlich. Vgl. auch die Darstellung der Kontroverse um die Theorie<br />

von Herzberg bei Walter-Busch (1977: 39ff.).<br />

23

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