TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Kompatibilität zum System Ökonomie geht; diese besitzen beide auf ihre<br />
Weise. Durch diese Kompatibilität ist die Vielfalt nicht eine emergierende<br />
Vielfalt, die sich bspw. in den unterschiedlichen Kulturen zeigt, sondern eine<br />
geplante und bewusst eingesetzte Vielfalt, die um ihretwillen Vielfalt schafft,<br />
nämlich die expansive Vielfalt der Bedürfnisse auf der Nachfrageseite. Ökonomische<br />
Vielfalt kann auf diese Weise nicht zu kultureller Vielfalt beitragen,<br />
da sie sich durch ihre Perspektive der Handhabung, des spezifischen<br />
Telos, nicht mit der kulturellen Emergenz trifft. Dies verhält sich ähnlich mit<br />
der ökonomischen Vereinheitlichung und der inneren Homogenität einer<br />
Kultur. Das eine stellt sich primär in den Dienst der Ökonomie, das andere<br />
stellt sich primär in den Dienst des Menschen. Auch wenn wirtschaftliche<br />
Einheit Teil einer kulturellen Einheit darstellen mag, so kann sie aufgrund<br />
ihres ökonomischen Endzwecks diese nie ersetzen - sie kann diese nur aushöhlen.<br />
Nicht erst im Absatz sondern bereits in der Erstellung der Produkte nutzt die<br />
Wirtschaft Möglichkeiten des globalen Handelns. Internationale Preisdifferenzen,<br />
sogenannte komparative Kostenvorteile, bei Ressourcenbeschaffung<br />
oder Löhnen, aber auch qualitative Differenzen in Bezug auf <strong>St</strong>andards und<br />
Gesetzgebung spielen eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Koordinierung<br />
globaler Aktivitäten. In Bezug auf den wirtschaftlich Schwächeren,<br />
„Dritte Welt“ und „Schwellenländer“, kann dies Legitimitätsfragen aufwerfen.<br />
64 Die internationale Splittung der Wertschöpfungskette ist für global<br />
Dominanz überdeckt nicht nur andere Weisen des Wirtschaftens, sondern auch andere<br />
Weisen des Lebens. Vgl. hierzu Prahalad, C.K./Bettis, R.A. (1986): The Dominant<br />
Logic. A New Linkage Between Diversity and Performance, in: <strong>St</strong>rategic Management<br />
Journal, Jg. 7, S. 485-501, zitiert nach Pless, N. (1998a): Globalisierung und der Umgang<br />
mit kultureller Diversität, in: Maak/Lunau (1998), S. 355-366.<br />
64 In den USA wird diese Debatte bereits länger und auch intensiver geführt. Die sog.<br />
„Sweatshops“ bezeichnen Fabriken, in denen Kinder und Erwachsene unter Bedingungen<br />
arbeiten, die bei weitem nicht den hiesigen <strong>St</strong>andards entsprechen. Darüber<br />
hinaus wird vermutet, dass Absprachen zwischen Konzernen und den jeweiligen ansässigen<br />
Regierungen bestehen, die den internationalen Konzernen einräumen, unter<br />
dem landesüblichen Mindestlohnsatz Arbeitnehmer zu beschäftigen. Vgl. hierzu<br />
Klein, N. (2001): No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Ein Spiel<br />
mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern, München, und Bales, K. (2001): Die<br />
neue Sklaverei, München. Narr/Schubert identifizieren eine Spaltung zwischen<br />
„arm“ und „reich“ im internationalen Vergleich, weisen jedoch auch auf diese<br />
Spaltung im intranationalen Kontext hin: „Konzentration des Weltreichtums im Norden<br />
schliesst die Bildung von Armutssegmenten ebensowenig aus, wie die allgemeine<br />
Armut im Süden eine Schranke für den Reichtum einer Minderheit darstellen kann.<br />
Die produktive Transnationalisierung wertet keine nationalen Ökonomien mehr als<br />
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