TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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5.2.2 Diskontinuitäten<br />
Michael Foucault hat in seinem 1966 erschienenen Buch „Les mots et les choses“<br />
(der deutsche Titel ist eher Interpretation als Übersetzung: „Die Ordnung<br />
der Dinge. 38 Eine Archäologie der Humanwissenschaften“) über die<br />
Typik des Wissens und dessen Wandel geschrieben. Er kann aufzeigen, dass<br />
sich die Typik seit dem 16. Jahrhundert (mindestens) zweimal gewandelt hat,<br />
„(...) und zwar so, daß die neue nicht aus der vorausgegangenen ableitbar ist.<br />
Man hat es mit radikaler Diskontinuität zu tun.“ 39<br />
Diskontinuität wurde somit zur Grundthese der Wissenschaftsentwicklung.<br />
Es hat sich in der folgenden Forschung vor allem in Frankreich gezeigt, dass<br />
diese These vielfach und unterschiedlich aufgenommen wurde. 40 Das methodische<br />
Vorgehen Foucaults in seinem oben genannten Werk zeigt darüber<br />
hinaus auf, wie die radikale Diskontinuität in der Postmoderne bzw. postmodernen<br />
Moderne zu einer Dialektik und damit nicht zu völliger Trennung<br />
mutiert. Das bedeutet für den Kontext der unterschiedlichen Zusammenhänge:<br />
Die Identifikation von radikaler Diskontinuität war zum einen nur in<br />
der Postmoderne möglich, da ihr Abbildungsraum dieses darzustellen in der<br />
Lage war, zum anderen zeigt die Rekonstruktion dieser Diskontinuität zu<br />
Dialektik auf, inwieweit diese ursprünglich postmoderne Identifikation im<br />
Laufe der Reflexionsprozesse in der postmodernen Moderne aus der Fraktale<br />
in eine Verknüpfung transformiert wird.<br />
Foucault weist nämlich zu Beginn in streng strukturalistischer Weise nach,<br />
dass „die verschiedenen Wissensgebiete und Wissensarten einer Epoche nur<br />
oberflächlich different erscheinen“ 41, um darauf diese These zu widerlegen<br />
38 Welsch verweist darauf, dass Foucault durch Gaston Bachelard inspiriert war, der<br />
bereits 1934 in seinem Werk „Le Nouvel Esprit scientifique“ die Diskontinuität in der<br />
Wissenschaftsentwicklung identifizierte. Vgl. Welsch (1993: 140; Fußnote 15).<br />
39 Welsch (1993: 139).<br />
40 Vgl. insbesondere die Arbeiten von Gilles Deleuze (1968), Jacques Derrida (1972),<br />
Jean-Francois Lyotard (1984), die alle maßgeblich die strukturelle Bestimmung der<br />
Diskontinuität aufnahmen, was jedoch an dieser <strong>St</strong>elle nicht weiter ausgeführt werden<br />
kann. Nur die Arbeiten von Deleuze werden im Folgenden nochmals explizit<br />
aufgenommen, da sie die Grundtendenz einer postmodernen Moderne - nach hier<br />
vertretener Meinung - am ehesten abbilden können und damit zu verdeutlichen helfen.<br />
Vgl. Deleuze, G. (1968): Différence et répétition, Paris; Derrida, J. (1972): Marges<br />
de la philosophie, Paris; Lyotard, J.-F. (1984): Tombeau de L’intellectuel et autres<br />
papiers, Paris.<br />
41 Welsch (1993: 140).<br />
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