TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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die erarbeiteten postmodern-modernen Bestimmungen von Rationalität,<br />
Vernunft und Ethik im Kontext der Unternehmung zu reflektieren, Impulse<br />
systematisch aufzunehmen und organisationstheoretische Implikationen zu<br />
diskutieren. Dafür ist eine Deutung der individuellen ethischen Reflexionen,<br />
der Subjektorientierung der Welsch’schen Konzeption in die intersubjektiven<br />
Bezüge einer sozialen Gemeinschaft zu überführen, um anschlussfähig zu<br />
sein an das soziale System „Unternehmung“. Diese Überführung geschieht<br />
im Rahmen der ethischen Reflexion.<br />
9.1 Rekapitulation der Notwendigkeit einer Weiterentwicklung<br />
ökonomischer Rationalität<br />
Eine Reflexion von ökonomischer Rationalität wird im Blick auf die aktuelle<br />
Praxis aus zwei unterschiedlichen Perspektiven dringlich und notwendig:<br />
Zum einen sind es die bei Sennett dargestellten Analysen, die diese Notwendigkeit<br />
unterstützen. Dazu wurde in Abschnitt 2.1.1 die Globalisierung in<br />
ihren charakteristischen Phänomenen nachgezeichnet. In ihrer Komplexität<br />
und Unübersichtlichkeit stellt die Pluralisierung der Lebenswirklichkeit die<br />
Menschen vor neue Herausforderungen. Einher geht die vor allem arbeitsweltliche<br />
Flexibilisierung mit einer ökonomischen Dynamisierung, die -<br />
losgelöst von jeglicher lebensweltlicher Reflexion - ins gesellschaftliche Abseits<br />
driftet und beinahe zwingend die „lebensweltliche Revolte“ provoziert.<br />
2 Auch wenn sich die Dynamik und Flexibilisierung aus dem ökonomischen<br />
System heraus entwickelt und auch vornehmlich für dieses bestimmt<br />
ist, so erscheint es naiv anzunehmen, dass die dadurch beeinflussten <strong>St</strong>rukturen<br />
und Zusammenhänge sich nur auf das ökonomische System beschränken.<br />
Vielmehr ist es gerade der lebensweltliche, der individuell-intrasubjektive<br />
Kontext von Persönlichkeit und Identität, der diese Sprache des „Turbo-<br />
2 Die Globalisierungsgegner formieren sich auf dem gesamten Globus in zunehmendem<br />
Maße. Die Form des Protests eskaliert, wenn die „Mächtigen“ dieser Welt zu<br />
Weltwirtschaftsgipfeln zusammenkommen, um globale Entscheidungen zu treffen –<br />
leider zunehmend auch gewalttätig (in Genua, September 2001, war das erste Todesopfer<br />
zu beklagen). Aufgrund der komplexen Semantik und auch überwiegend unscharfer<br />
Verwendung des Begriffs „Globalisierung“ lässt sich auch die Gegenbewegung<br />
nicht thematisch konkretisieren, was dazu führt, dass sich zuweilen unter den<br />
so genannten Globalisierungsgegnern recht abstruse Anliegen tummeln und damit<br />
eine m.E. so notwendige thematisch konzertierte Aktion nahezu unmöglich machen.<br />
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