TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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tionen werden im nachhinein geleistet?) nichts ändern. Letztlich müssen im<br />
Ansatz von Wieland „alle in einer Unternehmung existierenden und relevanten<br />
Entscheidungslogiken sich an ihren ökonomischen Folgen bewerten<br />
lassen“ 46, was einem Primat der Quantifizierung entspricht und damit gerade<br />
der Wielandschen Ablehnung jeglicher Hierarchie zwischen Ökonomie<br />
und Ethik widerspricht. 47 Denn damit ist eine normative Setzung der ökonomischen<br />
Rationalität über die Ethik beschrieben, von der sich Wieland<br />
doch eigentlich distanziert. 48<br />
Die hier vorgestellte Konzeption geht hingegen davon aus, dass die ökonomische<br />
Vernunft die Einsicht in die Öffnung der ökonomischen Rationalität<br />
generieren kann, was letztlich auch die Möglichkeit einer normativen<br />
Setzung nicht genuin ökonomischer Kriterien im ökonomischen Kontext<br />
vorbereitet. Diese normative Setzung entspricht dann einer hierarchischen<br />
<strong>St</strong>ruktur, wie sie Wieland ablehnt. Wenn also eine Berücksichtigung ethischer<br />
Reflexionen im ökonomischen Kontext stattfindet, so führt dies in der<br />
hier entwickelten Argumentation zu einer Transzendierung der ökonomischen<br />
Rationalität und damit auch zur In-Relation-Setzung derselben. Dies<br />
kommt einer Relativierung ihres Anspruches gleich.<br />
Nach dem Verständnis des Autors geht es Wieland jedoch vornehmlich<br />
darum, eine praktische Umsetzung ethischer Reflexionen im ökonomischen<br />
Kontext zu erreichen. Die Legitimation seiner Methode nährt sich somit aus<br />
der Überlegung (verkürzt gesprochen): „Was nützt Wirtschaftsethik dem<br />
46 Wieland (2001: 32).<br />
47 Wie aufgezeigt, führt ein Primat der Quantifizierung durch den reduktionistischen<br />
Charakter langfristig zu einer Norm gegenüber jeglichem Bereich, der dieser Quantifizierung<br />
nicht entspricht. Vgl. Abschn. 3.1. Diese Normierung wäre nicht problematisch,<br />
wenn die Ökonomie nicht eine solche Dominanz besäße, wie in heutiger Zeit.<br />
48 Wieland stellt diesbezüglich den Homannschen und den eigenen Ansatz als komplementäre<br />
Ansätze dar, übersieht aber dabei die normativen Implikationen seines eigenen<br />
Ansatzes: „Während die Governanceethik nun nach organisationsökonomischen<br />
Antworten auf die moralökonomischen Integrationsprobleme funktionaler Differenzierung<br />
sucht, stellt die „Wirtschaftsethik mit ökonomischer Methode“ auf den philosophischen<br />
Aspekt der Möglichkeit von Normativität ab. Ich verstehe sie daher als<br />
eine „philosophische Wirtschaftsethik mit ökonomischer Methode“ und damit als eine zur<br />
Governanceethik komplementäre Forschungsrichtung (Wieland 2001: 25; Hervorhebungen<br />
im Original). Wenn bei Homann die Normativität im theoretischen Ansatz,<br />
im ökonomischen Paradigma angelegt ist, so „schleicht“ sie sich bei Wieland „von<br />
hinten“, durch die theoretischen Implikationen seiner Instrumentierung, in seine<br />
Konzeption ein. Insofern können die beiden Ansätze vor diesem Hintergrund als<br />
„komplementär“ bezeichnet werden. Vgl. zu Wieland ausführlicher Wieland, J.<br />
(1999): Die Ethik der Governance, Marburg.<br />
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