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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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tionismus“, sondern um eine strikt problemabhängige, nämlich auf das Implementierungsproblem<br />

zugeschnittene „pragmatische Reduktion“. In einer<br />

als konstruktivistisch ausgewiesenen Methodologie ist diese Reduktion legitim,<br />

weil und sofern sie um ihren Sinn und ihre Grenzen weiß. In diesem Verständnis<br />

wird Moral zu einer Kurzformel langer ökonomischer Kalkulationen,<br />

gewissermaßen zu einer Art Zweitcodierung, mit der man sich begnügen<br />

kann, solange sie wirksam ist.“ 177<br />

Auch Wieland äußert sich bezüglich einer Leitcodierung ähnlich:<br />

„Leitcodierung besagt vielmehr, dass alle in einer Unternehmung existierenden<br />

und relevanten Entscheidungslogiken sich an ihren ökonomischen Folgen<br />

bewerten lassen müssen.“ 178<br />

Auch wenn Wieland hier auf die Folgen anstatt auf die Darstellungsform abzielt,<br />

kann die Betonung der ökonomischen Ergebnisorientierung als Indiz<br />

dafür gewertet werden, dass unrentable Aktivitäten als unbequeme abgelehnt<br />

werden. Diese Diskussion wird zu Beginn des folgenden Kapitels bezüglich<br />

einer Weiterentwicklung der ökonomischen Rationalität nochmals<br />

aufgenommen.<br />

Es bleibt als methodische Implikation bezüglich einer zu leistenden Übersetzung<br />

festzuhalten: Die skizzierte pragmatische Position nimmt Übersetzung<br />

vor, ist sich dabei aber auch der Reduktion bewusst. Die theoretische Position<br />

verfolgt in diesem Sinne keine „klassische“ Übersetzung, sondern vollzieht<br />

eine Sichtbarmachung der in der Ökonomie selbst angelegten moralischen<br />

Ansprüche. Diese moralischen Ansprüche sind der Ökonomie immanent<br />

und werden im Vollzug dieses Ansatzes expliziert. Im Blick auf diese<br />

beiden (idealisierten) Positionen ist die hier vertretene Auffassung, dass die<br />

klassische Übersetzung (Kommunikation zwischen zwei unterschiedlichen<br />

Bereichen) durch ihren Reduktionismus zu Defiziten führt, die später nicht<br />

mehr kompensierbar sind.<br />

Aus diesem Grund soll der zweiten, der theoretischen Position gefolgt<br />

werden, jedoch nur soweit, als dass es um die Explizierung der der Ökonomie<br />

immanenten moralischen Ansprüche geht. Diese Ansprüche sind der<br />

Ökonomie immanent, weil – wie bereits angedeutet – sich die Ökonomie<br />

aufgrund ihres derivaten Charakters (als ein Produkt der Lebenswelt) sich<br />

177 Homann (2001: 38; Fußnoten weggelassen). Zu Suchanek vergleiche Suchanek, A.<br />

(1994): Ökonomischer Ansatz und theoretische Integration, Tübingen.<br />

178 Wieland (2001: 32; Hervorhebungen vom Verfasser).

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