TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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diese Fähigkeiten sind Voraussetzung einer transversalen <strong>St</strong>ruktur, welche<br />
wiederum Zugang zum Gesamtzusammenhang hat.<br />
4 Methodische Implikationen für das weitere Vorgehen<br />
In diesem ersten Kapitel ist eine zentrale inhaltliche, aber auch methodische<br />
Bestimmung zum Tragen gekommen, die in der Differenzierung von System<br />
und Lebenswelt besteht. Diese Differenzierung ergibt sich aus den Befunden<br />
bezüglich der ökonomischen Rationalität und ihrer Verselbständigung im<br />
Laufe der Ausdifferenzierung in der Moderne. Aus dieser Differenzierung<br />
ergibt sich vor dem Hintergrund einer Vernunft-Konzeption und ihrem Bezug<br />
zum Gesamten zudem eine Notwendigkeit, die durch den Begriff der<br />
„Übersetzung“ beschrieben werden kann. Dieser Übersetzung zwischen den<br />
ausdifferenzierten Teilen wird hier der Charakter des Transversalen anhand<br />
der Welsch’schen Vernunft-Konzeption gegenübergestellt. Diese beiden<br />
methodischen Bestimmungen werden im Folgenden nochmals explizit aufgenommen<br />
und zusammenfassend erläutert, da sie den methodischen Kern<br />
der Argumentation darstellen.<br />
4.1 System und Lebenswelt<br />
In der hier dargestellten und phänomenologisch rekonstruierten ökonomischen<br />
Rationalität stellt die Differenz zwischen System und Lebenswelt eine<br />
methodisch-analytische und phänomenologische („essentialistische“) Hauptbestimmung<br />
dar. 164 Sie wird hier als theoretische Differenz verstanden; die<br />
164 Es soll an dieser <strong>St</strong>elle die System-Lebenswelt-Debatte nicht ausführlicher dargelegt<br />
werden. Die hier vertretene Auffassung von der Entkoppelung von System und<br />
Lebenswelt geht im Wesentlichen zurück auf Habermas, J. (1981b): Theorie des<br />
kommunikativen Handelns, Band 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft,<br />
Frankfurt, S. 192ff. und S. 229ff. Einen Überblick verschaffen die Darstellungen bei<br />
Ulrich (1993: 68ff.) und die tabellarische Gegenüberstellung von Lebenswelt und ökonomischem<br />
System bei Ulrich (1998: 146). Zu der phänomenologischen Rekonstruktion<br />
von Lebenswelt vgl. Schütz, A./Luckmann, Th. (1975): <strong>St</strong>rukturen der Lebenswelt,<br />
Neuwied/Darmstadt, aber auch Waldenfels, B. (1985): In den Netzen der<br />
Lebenswelt, Frankfurt. Waldenfels tritt der verschwindenden Metaphysik mit einer<br />
„Genealogie der Normen“ entgegen, „die sich nicht nur als „Genealogie der Logik“ darstellt,<br />
sondern ebenso als „Genealogie der Moral“ auftritt, wie immer diese auch aussehen<br />
mag.“ (Waldenfels 1985: 131; Hervorhebungen im Original). Methodisch bewegt<br />
sich Waldenfels damit „auf den Spuren einer genetischen Phänomenologie“<br />
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