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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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1.3 Tauschhandel und Marktkoordination - methodische Bestimmungen<br />

ökonomischer Rationalität<br />

Eine phänomenologische Rekonstruktion sieht die ökonomische Rationalität<br />

auf vielfältige Weise mit der Arbeit und dem arbeitenden Menschen verflochten.<br />

Diese Verflechtungen thematisiert auch Gorz. Gorz identifiziert<br />

insbesondere zwei zentrale Ursachen, welche der ökonomischen Rationalität<br />

zu ihrer heutigen Dominanz verholfen haben: Zum einen entfernte sich<br />

Arbeit von ihrer direkten Notwendigkeit zur Selbstversorgung und orientierte<br />

sich am Kriterium der Tauschbarkeit (Tauschhandel) und zum anderen<br />

entwickelte sich aus dem Tauschhandel eine Organisation der Tauschprozesse,<br />

der Markt. Dieser Markt legt die Bedingungen und Konditionen<br />

des Tausches fest und konstituiert das Innen (Inklusion) und das Außen<br />

(Exklusion). Im Folgenden wird deutlich werden, inwieweit die Dominanz<br />

der Ökonomie einhergeht mit ihrer sukzessiven Herauslösung aus dieser<br />

Verflechtung. 37<br />

1.3.1 Von der Selbstversorgung zum Tauschhandel38 Genuin dienten menschliche Tätigkeiten der Sicherung des menschlichen<br />

Überlebens. Sie deckten die Grundbedürfnisse des Menschen ab. Durch<br />

effektivere und effizientere Arbeitsmethoden konnte diese Sicherung<br />

schneller und einfacher erreicht werden, wodurch darüber hinaus andere<br />

Tätigkeiten ausgeübt werden konnten. In der fortschreitenden Zivilisierung<br />

und Kultivierung entstanden Bedürfnisse, welche über die Befriedigung der<br />

Grundbedürfnisse hinausgingen. Unter Grundbedürfnissen wurde nun neben<br />

den physiologischen Motiven auch die Sicherheitsmotive, die sozialen<br />

Motive und besonders auch die Ich-Motive verstanden. 39 Solange Arbeit<br />

37 Vgl. hierzu Gorz, A. (1998): Kritik der ökonomischen Vernunft: Sinnfragen am Ende<br />

der Arbeitsgesellschaft, 2. Aufl., Hamburg, S. 157ff.<br />

38 Im Folgenden wird nochmals der Wandel der Arbeit aufgenommen, diesmal jedoch<br />

aus psychologischer Perspektive. Diese Betrachtung des Einzelnen ergänzt die soziologische<br />

Analyse in Abschn. 1.1, die den Wandel vor allem auf der gesellschaftlichen<br />

Ebene reflektierte.<br />

39 Maslow zeigt in Maslow, A.H. (1943): A Theory of Human Motivation, in: Psychological<br />

Review 50, S. 370-396 und Maslow, A.H. (1954): Motivation and Personality,<br />

New York, eine Klassifizierung der Bedürfnisarten durch seine Motivpyramide auf,<br />

die die Bedürfnisse nach dem Grad ihrer Notwendig- und Dringlichkeit für das<br />

menschliche Dasein darstellt. Diese Differenzierung hilft bei der adäquaten Gewichtung<br />

individueller und gesellschaftlicher Bedürfnisse. Die basalen Grundbedürfnisse<br />

wie Hunger, Durst, Atmen, Schlafen sind hierbei physiologischer Natur. Das Erstreben<br />

und Befriedigen höhere Bedürfnisstufen ist nur auf der Bedingung der Erfüllung<br />

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