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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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192<br />

tionen, gewissermaßen zu einer Art Zweitcodierung, mit der man sich begnügen<br />

kann, solange sie wirksam ist.“ 63<br />

Ähnlich wie Wieland versucht Homann zum einen, Legitimität durch den<br />

Verweis auf die Praktikabilität des Reduktionismus zu erreichen. Nicht zufällig<br />

sprechen beide tendenziell eher von „Moral“ als von „Ethik“. Es ist<br />

nicht von der Hand zu weisen, dass die tatsächliche „Verwendung“ als<br />

Kriterium der Legitimität eines Ansatzes herangezogen werden kann, jedoch<br />

kann sie nicht zur dominanten bzw. entscheidenden theoretischen Bestimmung<br />

werden.<br />

Zum anderen akzeptiert Homann den Reduktionismus, wenn der Akteur<br />

darum weiß. Dieser Ansatz wäre grundsätzlich anschlussfähig an die hier<br />

vorgestellte Konzeption: Das Bewusstmachen der Reduktion zieht jedoch -<br />

nach hier vertretener Auffassung - eine weiterführende Konsequenz nach<br />

sich, nämlich die Einsicht in die Notwendigkeit der Öffnung ökonomischer<br />

Rationalität gegenüber anderen Rationalitäten. Dies wurde als das „Hindurchwirken<br />

der ökonomischen Vernunft in die Rationalität hinein“ bezeichnet,<br />

bei der Letztere eine Ahnung der Notwendigkeit erlangen kann.<br />

Homann schließt dieses jedoch aus:<br />

„Genuine Normativität spielt für die positive Ökonomik eine bedeutende<br />

Rolle, sofern sie deren Paradigma bestimmt. Normative Leitideen der Tradition<br />

bestimmen so Fragestellung, Grundbegriffe und Design der positiven<br />

Ökonomik, nicht jedoch ihre Inhalte. „Werte“, „Pflicht“ und „Sollen“ haben in<br />

der positiven Ökonomik keinen Platz, aber sie bzw. die damit angedeuteten<br />

Probleme bestimmen das ganze Paradigma dieser positivistischen Forschung.“<br />

64<br />

Dies wurde bereits an früherer <strong>St</strong>elle kommentiert. 65 Homann sieht bereits im<br />

Paradigma der Ökonomik die Ethik verwirklicht. Durch diese „Auslagerung“<br />

der Ethik in die Voraussetzungen ist eine explizite Behandlung derselben<br />

im ökonomischen Vollzug nicht mehr notwendig. In diesem Sinne<br />

kann die positive Ökonomik frei sein von Werten und Normen. Die Verwirklichung<br />

der Ethik im Paradigma der Ökonomik wird jedoch in dieser<br />

Argumentation nicht gesehen.<br />

63 Homann (2001: 38; Fußnoten weggelassen). Der Begriff „pragmatische Reduktion“<br />

geht auf Suchanek (1994) zurück.<br />

64 Homann (1997: 38).<br />

65 Vgl. die Einleitung in Kapitel II.

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