TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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tionen, gewissermaßen zu einer Art Zweitcodierung, mit der man sich begnügen<br />
kann, solange sie wirksam ist.“ 63<br />
Ähnlich wie Wieland versucht Homann zum einen, Legitimität durch den<br />
Verweis auf die Praktikabilität des Reduktionismus zu erreichen. Nicht zufällig<br />
sprechen beide tendenziell eher von „Moral“ als von „Ethik“. Es ist<br />
nicht von der Hand zu weisen, dass die tatsächliche „Verwendung“ als<br />
Kriterium der Legitimität eines Ansatzes herangezogen werden kann, jedoch<br />
kann sie nicht zur dominanten bzw. entscheidenden theoretischen Bestimmung<br />
werden.<br />
Zum anderen akzeptiert Homann den Reduktionismus, wenn der Akteur<br />
darum weiß. Dieser Ansatz wäre grundsätzlich anschlussfähig an die hier<br />
vorgestellte Konzeption: Das Bewusstmachen der Reduktion zieht jedoch -<br />
nach hier vertretener Auffassung - eine weiterführende Konsequenz nach<br />
sich, nämlich die Einsicht in die Notwendigkeit der Öffnung ökonomischer<br />
Rationalität gegenüber anderen Rationalitäten. Dies wurde als das „Hindurchwirken<br />
der ökonomischen Vernunft in die Rationalität hinein“ bezeichnet,<br />
bei der Letztere eine Ahnung der Notwendigkeit erlangen kann.<br />
Homann schließt dieses jedoch aus:<br />
„Genuine Normativität spielt für die positive Ökonomik eine bedeutende<br />
Rolle, sofern sie deren Paradigma bestimmt. Normative Leitideen der Tradition<br />
bestimmen so Fragestellung, Grundbegriffe und Design der positiven<br />
Ökonomik, nicht jedoch ihre Inhalte. „Werte“, „Pflicht“ und „Sollen“ haben in<br />
der positiven Ökonomik keinen Platz, aber sie bzw. die damit angedeuteten<br />
Probleme bestimmen das ganze Paradigma dieser positivistischen Forschung.“<br />
64<br />
Dies wurde bereits an früherer <strong>St</strong>elle kommentiert. 65 Homann sieht bereits im<br />
Paradigma der Ökonomik die Ethik verwirklicht. Durch diese „Auslagerung“<br />
der Ethik in die Voraussetzungen ist eine explizite Behandlung derselben<br />
im ökonomischen Vollzug nicht mehr notwendig. In diesem Sinne<br />
kann die positive Ökonomik frei sein von Werten und Normen. Die Verwirklichung<br />
der Ethik im Paradigma der Ökonomik wird jedoch in dieser<br />
Argumentation nicht gesehen.<br />
63 Homann (2001: 38; Fußnoten weggelassen). Der Begriff „pragmatische Reduktion“<br />
geht auf Suchanek (1994) zurück.<br />
64 Homann (1997: 38).<br />
65 Vgl. die Einleitung in Kapitel II.