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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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sind. Am Beispiel des reziproken Loyalitätsverlusts zwischen Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer ist dies an früherer <strong>St</strong>elle bereits veranschaulicht<br />

worden. 59<br />

Systemexterne Inhalte haben es insbesondere dann schwer, ökonomische Beachtung<br />

zu finden, wenn ihre ökonomische Relevanz nicht direkt ersichtlich<br />

scheint. So äußert sich Wieland beispielsweise:<br />

„Leitcodierung besagt vielmehr, dass alle in einer Unternehmung existierenden<br />

und relevanten Entscheidungslogiken sich an ihren ökonomischen Folgen<br />

bewerten lassen müssen.“ 60<br />

Was ist jedoch zu tun, wenn manche Größen bezüglich ihrer ökonomischen<br />

Folgen partout nicht bewertet werden können? 61 Kann dieses Nadelöhr ihnen<br />

damit die Berechtigung der Berücksichtigung absprechen, insbesondere<br />

dann, wenn sie die eigenen Arbeitnehmer betreffen?<br />

Es besteht auch die Gefahr, dass das eigene Können überschätzt wird. Dann<br />

wird zwar übersetzt, jedoch nur äußerst ungenügend; dies kann als „Reduktionismus“<br />

bezeichnet werden. Karl Homann sieht in diesem „Können“<br />

einen Zustand, der früher oder später überwunden werden kann. 62 Dort, wo<br />

die (ökonomische) Überwindung noch nicht ganz geglückt ist, äußert<br />

Homann sich bezüglich seines eigenen Ansatzes folgendermaßen:<br />

„Wenn in diesem Forschungsprogramm Moral in terms of economics rekonstruiert<br />

wird („Übersetzung“), dann handelt es sich nicht um einen „Reduktionismus“,<br />

sondern um eine strikt problemabhängige, nämlich auf das Implementierungsproblem<br />

zugeschnittene „pragmatische Reduktion“. In einer<br />

als konstruktivistisch ausgewiesenen Methodologie ist diese Reduktion legitim,<br />

weil und sofern sie um ihren Sinn und ihre Grenzen weiß. In diesem<br />

Verständnis wird Moral zu einer Kurzformel langer ökonomischer Kalkula-<br />

59 Siehe dazu Abschn. 2.2.<br />

60 Wieland (2001: 32; Hervorhebung vom Verfasser).<br />

61 Ein Nicht-Können wird häufig mit dem Verweis auf die mit den komplexen Übersetzungsleistungen<br />

anfallenden hohen Kosten begründet. Nach der hier vertretenen Ansicht<br />

jedoch sind diejenigen Kosten, die aufgrund der nicht umsichtigen Erfassung<br />

und Berücksichtigung der betreffenden Inhalte in der Folge entstehen, um ein Vielfaches<br />

höher zu veranschlagen als die Übersetzungs- bzw. Öffnungskosten.<br />

62 Diese Aussage ist einem Vortrag vom 12. Oktober 2000 in München frei entnommen,<br />

der in Boysen (2001) skizziert und diskutiert wird. Vgl. Boysen, T. (2001): Wirtschaftsethik<br />

- (K)ein Widerspruch in sich?, in: ForumTTN, Jg. 5, H. 1, S. 46.<br />

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