TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Somit liegt in dem postmodernen Forum der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung<br />
der Vielfalt, der pluralen <strong>St</strong>ruktur. Die Moderne steht dieser pluralistischen<br />
Einstellung kritisch gegenüber, da sich durch die plurale Prozesspartizipation<br />
die Prozess- wie auch die Ergebnispromotion im Vergleich<br />
zur Methodik der Moderne diffiziler gestaltet. 110 Aus dieser Perspektive sind<br />
die postmodernen Bemühungen zwar von der Intention her zu legitimieren,<br />
jedoch scheitern sie an dem „Realitäts-Check“. Die Bewährung in der tatsächlichen<br />
Praxis individueller Lebensführung und insbesondere gesellschaftlicher<br />
Lebensweltgestaltung stellt sich aus dieser Perspektive als zentrales<br />
modernes Kriterium dar, an dem sich die Postmoderne messen lassen<br />
muss. Ohne sich auf dieses Kriterium festlegen zu lassen, reagiert die Postmoderne<br />
mit dem Hinweis, dass es grundsätzlich keine Alternative zu der<br />
angestrebten Auflösung moderner Vereinheitlichungen geben kann. Insofern<br />
ist eine Wahrnehmung des Anderen in seiner Andersartigkeit notwendige<br />
Bedingung einer Fortentwicklung. Wie beschrieben, wird das Drängen auf<br />
eine Formulierung auch der hinreichenden Bedingungen stärker. Diese hinreichenden<br />
Bedingungen würden die Aspekte der Prozess- und Ergebnispromotion<br />
berücksichtigen. In dieser neueren Intention sind auch die Bemühungen<br />
um eine postmoderne Ethik zu verstehen. 111<br />
White sieht den Kern einer postmodernen Ethik in dem Erlernen derjenigen<br />
Fähigkeiten begründet, die dazu beitragen, dass zum einen das Heterogene<br />
wahrgenommen und akzeptiert und zum anderen zu dessen Schutz beigetragen<br />
wird. Im Kontext von Ethik und dem intersubjektiven Bezug werden<br />
diese Fähigkeiten als „Tugenden“ bezeichnet und somit die „Idee einer<br />
postmodernen Ethik in Form der Ausarbeitung einer Tugendlehre entfaltet“<br />
112. Honneth identifiziert im Ansatz von White zudem einen komplementären<br />
Charakter in Bezug auf an Kant angelehnte Konzeptionen:<br />
210<br />
„Von hier aus ist nun aber unschwer zu durchschauen, daß die von White<br />
umrissene Ethik nicht eigentlich in einem Gegensatz, sondern in einem Ergänzungsverhältnis<br />
zu jener Moraltheorie steht, die die Intentionen Kants<br />
unter intersubjektivitätstheoretischen Prämissen fortzusetzen versucht.“ 113<br />
110 Vgl. die Ausführungen zu Prozess- und Ergebnispromotion in Entscheidungsprozessen<br />
bei Kirsch (1994: 234ff.).<br />
111 Parallel hierzu ist bereits in Abschn. 5 die wissenschaftstheoretische Diskussion skizziert<br />
worden, in der von einer „Moderne mit postmodernen Mitteln“ gesprochen<br />
wurde.<br />
112 Honneth (2000a: 146).<br />
113 Honneth (2000a: 147).