TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Aristoteles „postmodernes“ Gedankengut finden lässt. 20 Aufgrund dieser<br />
Feststellung konstatiert Welsch:<br />
90<br />
„Paradox wäre dies nur, wenn man – wie ignorante Kritiker dies zu tun pflegen<br />
– die Postmoderne als den neuesten Ismus verstünde, der folglich nur<br />
Allerneustes propagieren dürfte, wenn man sie also genau im <strong>St</strong>il derjenigen<br />
modernistischen Ideologie mißverstünde, der sie in Wahrheit den Abschied<br />
gibt.“ 21<br />
Postmoderne stellt sich hier als pragmatische Rekonstruktion der späten<br />
Moderne dar. Diese „Moderne des 20. Jahrhunderts (...) bedeutete ihrerseits<br />
einen Bruch mit der Moderne im Sinn der Neuzeit“ und stellt nach Welsch<br />
eine „Radikalmoderne“ dar. 22 Somit schafft Welsch eine Differenzierung der<br />
Moderne innerhalb ihrer selbst und lässt den Postmoderne-Begriff an die<br />
„zweite Version“ anknüpfen. Diese späte Moderne bereitet die Postmoderne<br />
durch ihre „Gegenmotive“ vor, differenziert sich aber von ihr in den zentralen<br />
neuzeitlichen Punkten: dem „Einheitszwang“ und dem „Ausschließlich-<br />
keitspathos“. 23<br />
Hinter dieser begrifflichen Diskussion stehen die Inhalte von Moderne und<br />
Postmoderne. 24 Um einen Überblick über die inhaltlichen Unterschiede zwischen<br />
Moderne und Postmoderne zu erlangen, wird hier die Darstellung bei<br />
Bretz wiedergegeben, die die Differenzen kategorisiert: 25<br />
20 Welsch sieht in der aristotelischen phronesis und auch in der These der Mannigfaltigkeit<br />
des Seins Parallelen zu Charakteristika in der Postmoderne-Debatte. Vgl. hierzu<br />
Welsch (1993: 82).<br />
21 Welsch (1993: 82f.).<br />
22 Welsch (1993: 84).<br />
23 Ebenda.<br />
24 Bernstein schlägt vor, in der Diskussion von den Begriffen zu den Inhalten zu gehen,<br />
wenn diese, die Begriffe nämlich, mehr verschleiern als klären können, wenn sie mehr<br />
Fronten als Austausch schaffen: „My own conviction is that we have reached a stage<br />
of discussion where these labels [„modern“ and „postmodern“; T.B.] (and their<br />
cognates) obscure more than they clarify - that it is better to drop these terms from<br />
our „vocabularies“, and to try to sort out the relevant issues without reifying these<br />
labels.“ (Bernstein, R.J. (1991): The New Constellation. The Ethical-Political Horizons<br />
of Modernity/Postmodernity, Cambridge, S. 200).<br />
25 Vgl. zur Abbildung Bretz, H. (1988): Unternehmertum und Fortschrittsfähige Organisation.<br />
Wege zu einer betriebswirtschaftlichen Avantgarde, München, S. 153.