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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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der Wahrnehmung selbst begründet. In diesem Sinne ist das Subjekt in seiner<br />

genuinen Konstruktionsleistung selbst Teil der „objektiven“ Pluralität, als<br />

welches es zur internen Pluralisierung anderer Subjekte beiträgt. Das Subjekt<br />

ist also in seiner charakteristischen epistemologischen Kontingenz selbst<br />

Ursache und Wirkung seiner inneren Pluralität.<br />

Wenn die Identität eines Subjekts mit irgendeiner Form von Einheit in Beziehung<br />

steht, dann folgt diesem die Frage nach der Handhabung von Vielheit.<br />

Valéry (1952) versucht, das alte Subjektmodell in „der traditionellen Doppelung<br />

von transzendentalem und empirischem Subjekt“ 12 im Sinne einer pluralen<br />

Subjektivität zu modifizieren und schlägt vor, die einzelnen Ich-<br />

Formen als Subsubjekte eines alles beobachtenden und reflektierenden<br />

Hypersubjekts zu konstruieren. 13 Dieses Modell ist aus der Welsch’schen<br />

Perspektive nicht nachvollziehbar, da letztlich die Einheit über der Vielheit<br />

konstruiert wird, was die innere Pluralität zum wirkungslosen Faktum degradiert.<br />

Dagegen konzipiert Welsch die Möglichkeit einer Ganzheit der<br />

Identität in der Fähigkeit, zwischen den verschiedenen Perspektiven, welche<br />

die Identität konstituieren, wechseln zu können und sich dabei bewusst zu<br />

sein, jeweils nur aus einer Perspektive zur Zeit als partielle Identität agieren<br />

zu können.<br />

170<br />

„Ganzheit gibt es, wenn überhaupt, nur im Übergang zwischen den Perspektiven<br />

und im Bewußtsein, daß jeweils andere Teile verschattet werden und<br />

daß es vermutlich auch Subjektanteile gibt, die in keiner dieser Perspektiven<br />

angemessen aufscheinen.“ 14<br />

In der weiteren Konsequenz führt dies zu der Aussage, dass die Transversalität<br />

zur „Elementarbedingung von Subjektivität“ emergiert, da der kompetente<br />

Umgang mit ihr über die Kohärenz der Identität entscheidet. 15<br />

12 Welsch (1996: 842).<br />

13 Vgl. hierzu Valéry, P. (1952), Moi, in: ders. (Hrsg.), Lettres a Quelques-uns, VII. Brief,<br />

Paris, S. 20-22.<br />

14 Welsch (1996: 846).<br />

15 Die Konzeption von Welsch kann hier nicht en detail wiedergegeben werden. Im<br />

Überblick umfasst die Konzeption Welschs (1996: 849-852) sechs Momente: Die beschriebenen<br />

Subjektanteile sind (1) von innen durch Überschneidungen, Anschlüsse<br />

und Interdependenzen verbunden, welche durch (2) wechselseitige Affizierbarkeit<br />

charakterisiert sind; gemeinsam ist ihnen demnach eine spezifische (3) Färbung, die<br />

sich durch alle Teile der Subjektivität hindurch zieht und ihnen einen „Individualitätsindex“<br />

verleiht, der sich mit der Zeit im Sinne einer Persönlichkeitsentwicklung<br />

auch verändern kann. Ferner ist die (4) Kompetenz relevant, mit der Pluralität der

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