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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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Vor dem Hintergrund einer prozessualen Konzeption der Reinheit gestaltet<br />

sich auch die Bestimmung der Positionsungebundenheit von Vernunft different.<br />

Nach Meinung des Verfassers kann diese Bestimmung auch nur im<br />

Sinne einer dynamischen Konzeption verstanden werden. Keller bezweifelt,<br />

„daß wir je in der Lage sind, uns von allen Positionen loszulösen“ und stellt<br />

weiter fest:<br />

„Wir können uns vielleicht von jeder einzelnen Position im Prinzip nacheinander<br />

losmachen, aber wir können uns nicht einmal im Prinzip von allen<br />

Positionen loslösen.“ 189<br />

Wenn Welsch bezüglich der intersubjektiven Kommunikation behauptet:<br />

„Innere Kommunikation ist eine Bedingung äußerer Kommunikation“ 190,<br />

dann stellt er sich damit gegen Habermas und auch gegen diskursethische<br />

Positionen, die eine Überwindung der subjektiven Vernunft vorgeben. 191 In<br />

Bezug auf eine Positionsungebundenheit setzt dies, wie bereits geschildert,<br />

ein über die eigene Position hinausgehendes Vermögen voraus, welches<br />

Welsch in dem Vollzug der Reflexion der unterschiedlichen Positionen zu<br />

erkennen glaubt. 192 Welsch verbindet auf diese Weise eine Philosophie des<br />

Subjekts, die nie vollständig objektiv überwunden werden kann, mit anscheinend<br />

objektiven Bestimmungen der Leere und Positionsungebundenheit. Er<br />

wendet sich gegen die Auflösung der subjektiven Vernunft, entwickelt jedoch<br />

eine vollständige Hintergehbarkeit der eigene Position. Diese Gegensätze<br />

in einem Ansatz zusammenzuführen, erscheint paradox. So auch<br />

Schlüter-Knauer:<br />

punkt des vernünftigen Vollzugs, dem man sich nähert, je weiter diese Entwicklung<br />

vorangeschritten ist.<br />

189 Keller (2000: 108).<br />

190 Welsch (2000a: 81).<br />

191 Vgl. hierzu Welsch (2000a: 90; Fußnote 4): „Damit wende ich mich natürlich insbesondere<br />

gegen Habermas‘ Zurückweisung und vorgebliche Überwindung subjektiver<br />

Vernunft. Die „kommunikationstheoretische Wende“ kann der „Philosophie des<br />

Subjekts“ schwerlich, wie Habermas meint, ein Ende setzen - sie bedarf ihrer.“ Welsch<br />

setzt jedoch nicht subjektive Vernunft mit innerer Kommunikation gleich. Ihm geht es<br />

im Wesentlichen darum, aufzuzeigen, dass ein Vorhaben, „die individuelle Dimension<br />

vollständig in der sozialen aufgehen zu lassen“ (Welsch 2000a: 90; Hervorhebung<br />

vom Verfasser), scheitern muss, dass die soziale Dimension nicht an die <strong>St</strong>elle der individuellen<br />

treten kann; beide Seiten sind komplementäre Teile eines Ganzen.<br />

192 So Welsch (2000a: 83): „Die Reflexion von Positionen und deren Relationen erfolgt<br />

durch ein selbst nicht positionsgebundenes Vermögen“.<br />

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