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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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nehmen bzw. zu konstituieren. Damit wird eine kontextspezifische Bedürfnisinterpretation<br />

impliziert, deren Realisation natürlich entscheidend von der<br />

Grammatik bzw. Weltsicht anderer Lebens- und Sprachformen abhängt.“ 194<br />

Die Responsiveness transzendiert den sonstigen Handlungsfokus und<br />

nimmt Einstellungen, Haltungen und Sichtweisen auf, die zwar handlungsrelevanten<br />

Charakter haben, jedoch an sich keine Prozesse darstellen, denen<br />

ein direkter ökonomischer Bezug nachgewiesen werden kann. Im Kontext<br />

einer Erweiterung ökonomischer Rationalität scheint gerade diese Fähigkeit<br />

dasjenige darzustellen, was gemeinhin als „ethische Sensibilisierung“ also:<br />

Sensibilisierung für ethische Fragestellungen nicht nur im organisationalen<br />

Zusammenhang bezeichnet wird. Die Responsiveness stellt damit das Bindeglied<br />

zwischen der Konzeption von Kirsch und dem hier vorgestellten<br />

wirtschaftsethischen Zugang dar.<br />

Jedoch: Aus der hier entwickelten Perspektive stellt die Responsiveness - im<br />

Vergleich zu den Fähigkeiten Lernen und Handeln - qualitativ etwas anderes<br />

dar. Sie wird hier als konstitutive Voraussetzung der beiden anderen Basisfähigkeiten<br />

der Unternehmung reinterpretiert. Der Gleichordnung der<br />

Fähigkeiten bei Kirsch wird demnach nicht gefolgt. Die Differenz in diesem<br />

Punkt ergibt sich hauptsächlich durch die hier entwickelte Perspektive einer<br />

ökonomischen Vernunft und ökonomischen Ethik. In beiden, in Vernunft<br />

und Ethik, ist der Übergang als zentrales Spezifikum herausgestellt worden.<br />

Ob es die rationale Ahnung ist, die vernünftige Einsicht oder die ethische Notwendigkeit<br />

des Übergangs: für den Kontext der Unternehmung bleibt die<br />

Durchlässigkeit der organisatorisch-rationalen Membran diejenige Größe, welche<br />

den bestimmenden Faktor einer organisatorischen Weiterentwicklung darstellt<br />

und damit auch die Handlungs- und Lernfähigkeit der Unternehmung<br />

konstituiert. Diese Membran steht zwischen Innen (Systemlogik in Form von<br />

ökonomischer Rationalität) und Außen (lebensweltliche Rationalität) und<br />

wird in der hier entwickelten Konzeption in beide Richtungen durchlässig.<br />

Die Durchlässigkeit der Membran wird ergänzt durch einen organisatorischen<br />

Kern, dessen Offenheit für Differentes, für den Anderen und seine<br />

Denkweisen konstitutives Merkmal ist, was bedeutet, dass die Impulse von<br />

außen grundsätzlich beliebige Reaktionen im Inneren auslösen können und<br />

194 Kirsch (1997: 351; Hervorhebung im Original; Fußnoten weggelassen).<br />

251

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