TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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mächtigung der Sprache im Rahmen seiner Kritik der instrumentellen Vernunft<br />
eine neben vielen anderen Instrumentalisierungen. 160 Die instrumentelle<br />
Vernunft erkennt keine Wahrheit an sich an, „Wahrheit ist kein Selbstzweck“<br />
161 und so wird auch Sprache als Vollzugsmedium der praktischen<br />
Vernunft vereinnahmt für die individuellen Zwecke der Menschen. 162<br />
3.4 Ein tabellarisches Fazit<br />
Ziel der einleitenden Kapitels war es, aufzuzeigen<br />
� was ökonomische Rationalität ist,<br />
� wie ökonomische Rationalität sich in der und zu der Aktualität verhält<br />
und<br />
� welche Wirkungen ökonomische Rationalität in der Lebenswelt hat.<br />
Festgestellt worden ist, dass<br />
� die ökonomische Rationalität in Form und Methode spezifische Bestimmungen<br />
(Rechnerisches Kalkül, Quantifizierung) und Charakteristika (entgrenztes<br />
Handeln) aufweist,<br />
160 Zur gleichen Zeit legt auch Marcuse seine „<strong>St</strong>udien zur Ideologie der fortgeschrittenen<br />
Industriegesellschaft“ vor. Auch er beschreibt die Vereinnahmung der Sprache:<br />
„Dieser <strong>St</strong>il [Abkürzungen und Bindestrich-Begriffe; T.B.] ist von einer überwältigenden<br />
Konkretheit. Das „mit seiner Funktion identifizierte Ding“ ist realer als das von<br />
seiner Funktion unterschiedene, und der sprachliche Ausdruck dieser Identifikation<br />
(im funktionalen Substantiv und in den vielen Formen syntaktischer Abkürzung)<br />
schafft ein grundlegendes Vokabular und eine Syntax, die eine Differenzierung,<br />
Trennung und Unterscheidung im Wege stehen. Diese Sprache, die den Menschen<br />
unausgesetzt Bilder aufnötigt, widersetzt sich der Entwicklung und dem Ausdruck<br />
von Begriffen. In ihrer Unmittelbarkeit und Direktheit behindert sie begriffliches<br />
Denken und damit das Denken selbst.“ (Marcuse, H. (1967): Der eindimensionale<br />
Mensch. <strong>St</strong>udien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, Neuwied/<br />
Berlin, S. 114; Hervorhebungen im Original).<br />
161 Horkheimer (1967: 31).<br />
162 Dieser Bezug kann an dieser <strong>St</strong>elle nicht vertieft werden. Eine Ahnung, von welcher<br />
lebensweltlichen Tragweite die ökonomische Aneignung der Sprache sein kann, vermittelt<br />
der Vergleich, den Horkheimer zwischen Philosophie und Faschismus in Bezug<br />
auf den Umgang mit Sprache anstellt: „Darin besteht der fundamentale und wesentliche<br />
Antagonismus zwischen Philosophie und Faschismus. Der Faschismus behandelte<br />
die Sprache als Machtinstrument, als Mittel, Kenntnisse aufzustapeln zum<br />
Gebrauch für Produktion und Destruktion, im Kriege wie im Frieden. (...) Die Philosophie<br />
ist mit der Kunst darin einig, daß sie vermittels der Sprache das Leiden reflektiert<br />
und es damit in die Sphäre der Erfahrung und Erinnerung überführt.“ (Horkheimer<br />
1967: 167).<br />
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