TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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Folgenden wird es abschließend darum gehen, wie eine vor diesem Hintergrund<br />
verstandene Rationalitäten- und Fähigkeitenentwicklung inhaltlich zu<br />
belegen ist.<br />
Die organisatorische Fähigkeit, die eine planende Evolution, eine Ko-Evolution<br />
umsetzen kann, sensibilisiert die „Membran“, die Außengrenzen der<br />
Unternehmung, macht sie durchlässig und ermöglicht auf diese Weise ein<br />
organisationales Lernen an und mit der Umwelt. Zu dieser Umwelt gehört<br />
auch immer der einzelne Mitarbeiter, denn er bleibt immer auch andersartig,<br />
ist nie vollständig eins mit der derivativen Lebenswelt, immer nur Teil-<br />
Nehmer derselben. Diese Umwelt auch im Inneren des Systems fair, offen,<br />
authentisch und flexibel in die Gesamtorganisation integrieren zu können,<br />
bedarf eines hochsensiblen organisatorischen Fähigkeitenapparates, der sich<br />
auf Grundlage einer Rationalität der Unternehmung entwickeln kann. Wie<br />
jedoch sieht diese Fähigkeit in Bezug auf ihre Grundlage, die Rationalität der<br />
Unternehmung, aus?<br />
Kirsch bezeichnet in seinem Ansatz die organisatorischen Fähigkeiten als<br />
Basisfähigkeiten. Neben der Basisfähigkeit Lernen und der Basisfähigkeit<br />
Handeln scheint vor allem die Basisfähigkeit Responsiveness Charakterzüge<br />
aufzuweisen, die kompatibel mit den hier entwickelten Begriffen sind. Kirsch<br />
beschreibt die Responsiveness wie folgt:<br />
250<br />
„Die Responsiveness einer Organisation ist deren Fähigkeit, die Bedürfnislagen<br />
Betroffener zu erkennen und zu berücksichtigen, geht aber über das<br />
reine Berücksichtigen von Bedürfnissen in einem einzigen Kontext hinaus: In<br />
der Responsiveness eines Systems äußert sich ganz allgemein die Offenheit<br />
bzw. Empfänglichkeit für weitere Lebens- und Sprachformen und letztlich die<br />
Fähigkeit, die Welt auch in anderen, fremden Kontexten zu sehen, wahrzu-<br />
rischen Fähigkeiten bei Schreiner auch und vor allem als „kritische Organisationstheorie“<br />
(Schreiner 1998: 246; Hervorhebungen im Original). Indem sie den<br />
Fortschrittsbegriff in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt, versteht sie sich als Fortsetzung<br />
des Projekts der Moderne - jedoch aus pluralistischer und konstruktivistischer<br />
Sicht. Dies hat zur Folge, dass sich hinter dem Fortschrittsverständnis weniger<br />
inhaltliche Dimensionen verbergen, diese aber in ihren Möglichkeiten reflektiert<br />
werden. In diesem Sinne bewegt sich die Analyse bei Schreiner durch den<br />
Gegenstand in einem tendenziell substantiellen Moderne-Verständnis, die Art der<br />
Bewegung geschieht jedoch nach postmodernen Regeln. Insofern ist die Konzeption<br />
bei Schreiner anschlussfähig an die hier entwickelte Konzeption, wobei die inhaltliche<br />
Belegung des Fortschrittbegriffs in dieser Argumentation durch die wirtschaftsethische<br />
Perspektive stärker im Vordergrund steht.