TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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auf eine einzige Reihe oder einen gemeinsamen Nenner zu bringen, aber<br />
formal tun sie alle das Gleiche.“ 56<br />
Diese auf den ersten Blick vielleicht wenig befriedigende Einheits-Charakteristik<br />
der Vielfalt stellt letztendlich die ursprünglichste Gemeinsamkeit dar,<br />
den „kleinsten gemeinsamen Nenner“. Im Kontext einer Diskussion um eine<br />
ökonomische Vernunft wird dieser kleinste gemeinsame Nenner wieder aufgenommen<br />
wenn es um die Anschlussfähigkeit von ökonomischer Rationalität<br />
geht. Diese Anschlussfähigkeit stellt eine Weiterentwicklung der Rationalität<br />
dar, die sich einem vernünftigen Gegenüber öffnet. Der vernünftige<br />
Vollzug kann seinerseits die Rationalitäten aufgrund dieses kleinsten gemeinsamen<br />
Nenners miteinander verbinden. Danach sind Rationalitäten,<br />
verkürzt gesagt, Gegenstandsbestimmungen, die rational vollzogen werden<br />
und sich in den unterschiedlichen Rationalitäten auf ihre unterschiedlichen<br />
Gegenstände beziehen. In diesem Vollzug sind sie ähnlich und können, nach<br />
Goodman, somit eine Einheit bilden. Der Vollzug der Vernunft hingegen ist<br />
von grundsätzlich anderer Qualität. Zwar könnte man auch ihn als Gegenstandsbeschreibung<br />
bezeichnen, jedoch sind diese „Gegenstände“ die Rationalitäten<br />
selbst und ihr Verhältnis zueinander. Damit stellt der Vollzug eher<br />
Reflexion dar, die keine eigen formulierten Interessen verfolgt. Ihrer Rolle als<br />
Medium ist hingegen ein Zielpunkt immanent, welcher im Zugang und in<br />
der Vermittlung des Ganzen liegt. Die Konnexion von Heterogenitäten stellt<br />
die notwendige Konsequenz dar, in welcher Weise die Charakteristik der<br />
<strong>St</strong>ruktur zu denken ist. Die Konnexion erhält den Zugang zum Ganzen, die<br />
Heterogenität verdeutlicht die Verfassung des Ganzen. Aus dieser Verfassung<br />
heraus kann Konnexion nur Konnexion sein und keine stärkere Verbindungsform.<br />
Dies wird in der späteren Diskussion wieder aufgenommen. 57<br />
5.4 Subjektive Vernunft vs. objektive Vernunft<br />
Lyotard stellt fest, dass die Moderne gekennzeichnet ist durch „die Zuordnung<br />
des Willens zur Vernunft“ 58. Diese Kennzeichnung zeigt Lyotard bereits<br />
bei Descartes auf, der den Willen als unendliches Vermögen bezeich-<br />
56 Welsch (1996: 380; Hervorhebung im Original).<br />
57 Vgl. hierzu insbesondere Abschn. 6.2.2.<br />
58 Lyotard (1987: 45).<br />
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