TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
In diesem Sinne ist die hier entwickelte Position der Ulrichschen Position<br />
verschieden und doch gleich. Der scheinbar paradoxe Titel dieses Unterkapitels<br />
möchte auf diese Feststellung hinweisen – gleich und doch ungleich.<br />
Daran soll zudem deutlich werden, inwieweit eine genaue und detaillierte<br />
Erläuterung der verwendeten Terminologie und ihrer Semantik notwendig<br />
ist, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede differenziert identifizieren zu<br />
können. Es sind oftmals gerade diese neuartigen Akzente, die von außen, in<br />
der Terminologie beispielsweise, nicht immer offensichtlichtlich sind.<br />
10.1.2 Ökonomische Vernunft und Pragmatismus39 Der Instrumentalisierungsvorwurf greift insbesondere dort, wo ökonomische<br />
Rationalität sich vornehmlich aus strategisch-instrumenteller Absicht öffnet.<br />
In diesem Zusammenhang wurde abgelehnt, dies in eine Beschreibung der<br />
Wirksamkeit von ökonomischer Vernunft zu integrieren.<br />
So werden beispielsweise Ethik-Siegel vergeben, die ganze Unternehmen zu<br />
„moralischer Immunität“ verhelfen, von diesen Unternehmen jedoch vornehmlich<br />
aus Zwecken der Reputation und des Marketing angestrebt werden.<br />
Man verspricht sich dadurch eine höhere Akzeptanz im Markt und<br />
damit eine <strong>St</strong>ärkung der eigenen Wettbewerbsposition. 40<br />
Diese Dynamik macht auch nicht Halt vor den wissenschaftlichen Expertisen<br />
zum Thema Wirtschaftsethik. Wieland beispielsweise weist zwar darauf hin,<br />
dass seine Instrumentierungsbemühungen nicht Instrumentalisierungsbemühungen<br />
gleichzusetzen sind, jedoch fehlt bis dato die explizite Begründung,<br />
dass seine Bemühungen nicht letztlich darauf hinauslaufen. Er entwirft<br />
das Modell der „Governanceethik“, das „die Analyse der Funktionen<br />
39 Dieser Abschnitt bezieht sich vornehmlich auf den Beitrag von Josef Wieland (2001).<br />
40 Es scheint beinahe überflüssig zu erwähnen, dass nicht dieser Effekt an sich abgelehnt<br />
wird. Ganz im Gegenteil: Es kann dies elementar wichtiger Bestandteil sein, um einen<br />
ethischen Reflexionsprozess innerhalb der ökonomischen Rationalität, innerhalb einer<br />
Unternehmung anzustoßen. Die Instrumentalisierung wird hierbei als Initiator in<br />
Kauf genommen. Es lässt sich dies mit dem Ausspruch: „Ethik muss nichts kosten!“<br />
beschreiben. Wenn jedoch die ökonomische Rentabilität einziges Fundament der ethischen<br />
Maßnahme bleibt, dann verfehlt dies den Inhalt, den ethischen Gehalt und<br />
scheint, nach der hier vertretenen Meinung, keine nachhaltigen Chancen auf Bestand<br />
bzw. keine nachhaltigen Chancen auf Effekt, also Überzeugung und Einsicht selbst im<br />
ökonomischen Kontext zu haben. Die ethische Maßnahme hat sich über kurz oder<br />
lang auf ihren Selbstzweck zurückzuziehen, sonst verlässt sie ihre „Core Competence“.<br />
Dies lässt sich mit dem Satz: „Aber Ethik kann bzw. darf was kosten!“ umschreiben.<br />
181