TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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wirksam ausdehnt. Dies stellt eine signifikante Eskalation dar: Während die<br />
vorherigen <strong>St</strong>ufen über die äußeren Bedingungen auch die inneren Bedingungen<br />
des Menschen bestimmt hatten, so greift die <strong>St</strong>ufe der Sprachbesetzung<br />
die inneren Bedingungen, die menschlichen Bestimmungen direkt an.<br />
Sprache ist elementarer Bestandteil des Menschen und seiner Sozialität. 153<br />
Sprache, und das bedeutet Denken, Konstruieren, Kombinieren und Reproduzieren,<br />
wird zum „Objekt kapitalistischer Investition“ 154.<br />
Auf die Frage, was die ökonomische Aneignung der Sprache bedeutet und<br />
wie sich dies von der kapitalistischen Aneignung der Arbeit unterscheidet,<br />
antwortet Lyotard u. a.:<br />
68<br />
„Bislang ist die Sprache ausserhalb der Warenzirkulation geblieben, als<br />
„natürliche Sprache“ des Alltags und als Sprache der Bildung, die in Lehrund<br />
Kultureinrichtungen erlernt wurde. Diese gebildete Sprache diente zur<br />
Professionalisierung des Wissens, aber auch zur Formierung politischer<br />
Macht (das Redenhalten bei Versammlungen z. B.). Die Vermarktung der<br />
Sprache ändert diese Situation grundlegend. Die „Bildungskrise“ auf allen<br />
Ebenen und in allen „industrialisierten“ Ländern beispielsweise, die Entprofessionalisierung<br />
der Lehre und die sichtlichen Veränderungen in den natürlichen<br />
Sprachen („basic Englisch“, Idiome der Medien etc.) – all das sind<br />
Symptome für diese Veränderung.“ 155<br />
Dabei wird, insbesondere im ökonomischen Fokus auf die Nutzung der<br />
Sprache, leicht die Heterogenität der Satzordnungen übersehen.<br />
„(...) die Sprache ist nicht einheitlich und homogen; es gibt Satzordnungen<br />
und –arten, die gerade nicht ineinander übersetzbar sind; und der <strong>St</strong>reit, der<br />
aus dieser Heterogenität entsteht, muß respektiert und angehört, erwartet und<br />
ausgebildet werden. Er bildet die Basis des Widerstands gegen eine „kommunikative“<br />
Verflachung und Vereinheitlichung.“ 156<br />
Wenn also die Ökonomie in ihrem Pragmatismus mit Sprache „arbeiten“<br />
möchte, so ist auch diese zur Ware umzudeuten; nur dies sichert eine ökonomische<br />
Handhabbarkeit. 157<br />
153 Der Mensch ist wesentlich ein „Sprachtier“ (Ulrich 1998: 78). Vgl. zu dem kulturanthropologischen<br />
Bedeutungsrahmen Ulrich (1993: 31ff.).<br />
154 Lyotard (1985: 48).<br />
155 Ebenda.<br />
156 Lyotard (1985: 49).<br />
157 Vgl. zu den Folgen einer „Invasion von Tauschbeziehungen und bürokratischen Regelungen<br />
in die kommunikativen Kernbereiche der privaten und öffentlichen Sphären