TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
und Engel entfernt, ist ihnen aber auch gleich nah. Pascal schafft ein System<br />
von Ordnungen (Liebe–Geist-Fleisch), zwischen welchen nichts weniger als<br />
eine „unendliche Distanz“ 149 existiert. Zudem besteht die Möglichkeit einer<br />
eindeutigen Zuordnung der Elemente zu den Ordnungen. Demzufolge wird<br />
alles Seiende aufgeteilt und kann ab dato nicht mehr zueinander in Beziehung<br />
gesetzt werden. Diese Konzeption stellt in dieser Interpretation das<br />
Trennungstheorem in extenso dar. Nach Welsch ist diese radikale Trennung<br />
so nicht haltbar: „Es scheint unmöglich, Verhältnisbehauptungen gänzlich zu<br />
vermeiden“ 150. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich Ordnungen ausdifferenzieren,<br />
ohne sich voneinander zu differenzieren. Der Differenzierungsprozess<br />
impliziert ein Gegenüber, welches als Referenz den komparatistischen<br />
Prozess der Differenzierung konstituiert. Zudem ist in einer selbstreferentiellen<br />
Perspektive die Charakterisierung einer Ordnung aus ihr selbst<br />
heraus, d. h. ohne eine andere Ordnung zu bemühen, umfassend nur schwer<br />
vorstellbar, denn es ist nicht einsehbar, aus welcher Ordnung heraus die Zuordnung<br />
der Elemente geschehen könnte.<br />
(Leibniz)<br />
Auch Leibniz kann letztlich keine befriedigende Antwort auf die Frage nach<br />
einer schlüssigen Konzeption der Trennung finden. Obgleich er um den<br />
Erweis von Kongruenzen zwischen den verschiedenen Ordnungen bemüht<br />
ist, ist sein Konzept der prästabilisierten Harmonie nicht nur für Welsch wenig<br />
überzeugend. Diese Harmonie beschreibt das Zusammenspiel von Monaden<br />
(Kraftpunkte) 151, welche individuell sind, sich gegenseitig wahrnehmen.<br />
Jedoch kann aus ihnen weder eine Bestimmung oder Substanz heraus noch<br />
herein gelangen. Dennoch ist dieser Leibnizsche Übergang zwischen den<br />
Monaden möglich. In ihren Bewegungen (Perzeptionen) können die Monaden<br />
zwar nicht direkt aufeinander reagieren („fensterlos“), jedoch sind sie unbewusst<br />
miteinander verbunden - durch göttliche Einrichtung.<br />
Dieser Übergang ist also weder eine bewusst geschaffene Verbindung zur<br />
Synchronisation der individuellen Dynamiken, noch geht Leibniz davon aus,<br />
149 Welsch (1996: 768).<br />
150 Welsch (1996: 769).<br />
151 Die Monade ist die Leibnizsche Antwort auf die res extensa von Descartes. Nach<br />
Leibniz ist die Substanz nicht ausdehnbar, sonst wäre sie teilbar. Aus diesem Grunde<br />
schlägt Leibniz einen Kriteriumswechsel vor, welcher nicht die extensa der Substanz<br />
sondern die Kraft als Wirkung der Substanz zum maßgeblichen Parameter substantieller<br />
Charakteristik erhebt.<br />
137