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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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net. 59 Die Position bei Lyotard ergibt sich vor allem in der Reflexion des<br />

Kapitalismus, in dem „Waren, Ideologien und Geschichte unendlich weiterentwickelt<br />

und akkumuliert werden“ 60. In dieser Deutung ist der Kapitalismus<br />

eine „Metaphysik des Willens“ 61 und der <strong>St</strong>aat ist Mittler zwischen<br />

Kapital und Gesellschaft.<br />

Auch wenn dies eine sehr pointierte postmoderne <strong>St</strong>ellungnahme ist, so<br />

bleibt doch die Feststellung der Zuordnung von Willen zur Vernunft auch im<br />

Folgenden von Relevanz. Die postmoderne Herausforderung müsste in diesem<br />

Sinne lauten, der durch den subjektiven Willen instrumentalisierten<br />

Vernunft entgegenzutreten und die subjektivistischen Verzerrungen aufzulösen.<br />

Dieses Entgegentreten nimmt in der postmodernen Position relativistische<br />

Züge an. 62 Schon früher hatte Max Horkheimer aufgezeigt, wie eine<br />

Relativierung der subjektivistischen Verzerrung ohne relativistische Zugeständnisse<br />

möglich ist. Dazu trennt Horkheimer Vernunft in subjektive und<br />

objektive Vernunft. 63 Die subjektive Vernunft<br />

104<br />

„(...) hat wesentlich mit Mitteln und Zwecken zu tun, mit der Angemessenheit<br />

von Verfahrensweisen an Ziele, die mehr oder minder hingenommen werden<br />

und sich vermeintlich von selbst verstehen. Sie legt der Frage wenig Bedeutung<br />

bei, ob die Ziele als solche vernünftig sind.“ 64<br />

Die objektive Vernunft hingegen<br />

„(...) zielte darauf ab, ein umfassendes System oder eine Hierarchie alles Seienden<br />

einschließlich des Menschen und seiner Zwecke zu entfalten. Der Grad<br />

der Vernünftigkeit des Lebens eines Menschen konnte nach seiner Harmonie<br />

mit dieser Totalität bestimmt werden.“ 65<br />

Horkheimer fasst das Verhältnis von subjektiver zu objektiver Vernunft wie<br />

folgt:<br />

59 Vgl. hierzu Lyotard (1985: 45f.). Die Bemerkungen zu diesem Thema fallen in einem<br />

Gespräch mit Giairo Daghini, welches mit dem Titel überschrieben ist: „Sprache, Zeit,<br />

Arbeit“.<br />

60 Lyotard (1985: 45).<br />

61 Ebenda.<br />

62 Vgl. hierzu nochmals Abschn. 5.3.<br />

63 Vgl. hierzu wie zum Folgenden Horkheimer (1967: 15-174).<br />

64 Horkheimer (1967: 15).<br />

65 Horkheimer (1967: 16).

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