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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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hangs. Die postmoderne Moderne, indem sie den Entdeckungs- und Verwendungszusammenhang<br />

in die Konstruktion der inneren Konstitution aufnimmt,<br />

erarbeitet sich eine „doppelte praktische Absicherung“, eine doppelte<br />

Evaluierung der Theorie. In dieser Durchlässigkeit der verschiedenen<br />

Zusammenhänge, der unterschiedlichen Ebenen der wissenschaftlichen Reflexion<br />

und Konstruktion, ist eine interne Reziprozität etabliert, die den wissenschaftlichen<br />

Vollzug der postmodernen Moderne treffend charakterisiert.<br />

Parallel dazu zeichnet sich eine Verschiebung von den klassischen Inhalten<br />

und deren Charakter zu Inhalten ab, die einen direkten Bezug zum Vollzug<br />

aufweisen und in diesen eingebunden sind. In diesem Sinne lässt sich auch<br />

eine Differenz der Inhalte von Moderne und Postmoderne identifizieren, die<br />

in dem postmodernen Reziprozitätscharakter zum Ausdruck kommt.<br />

Dies lässt sich auch beispielhaft verdeutlichen an den Befunden der Inkommensurabilität<br />

und Diskontinuität.<br />

5.2.1 Inkommensurabilität<br />

Bernstein hebt in seiner Diskussion zur Postmoderne die Inkommensurabilität<br />

und die Andersartigkeit (des Anderen) hervor. Bei ihm wird deutlich,<br />

dass eine Differenz zwischen dem „rein“ pluralen Befund und dem sprachphilosophischen<br />

Befund besteht. Inkommensurabilität diskutiert Bernstein<br />

am Gegenstand des sprachlichen Vollzuges. In dieser „Vollzugsorientierung“<br />

kommt er zu einer Sicht von Inkommensurabilität, die nicht, wie oft<br />

fehlinterpretiert, Unvergleichbarkeit meint: 36<br />

36 Auch Lueken stellt heraus, dass Inkommensurabilität in Bezug auf Kuhn (insbesondere<br />

1979) und Feyerabend (insbesondere 1976 und 1978) nicht Unvergleichbarkeit,<br />

sondern eher „radikale Verschiedenheit konkurrierender Orientierungssysteme“ (Lueken<br />

1992: 29; Hervorhebungen im Original) meint. Kuhn weist dieses Missverständnis<br />

zurück (Kuhn 1976: 191) und auch Feyerabends „deduktives Getrenntsein“ (Lueken<br />

1992: 27; Hervorhebungen im Original) bezieht sich nicht auf die Unvergleichbarkeit,<br />

sondern eher auf die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Verwendung unterschiedlicher<br />

Theorien. „Unter Inkommensurabilität ist also nicht bloße Verschiedenheit in<br />

irgendwelchen Hinsichten zu verstehen, sondern eine grundlegende Verschiedenheit,<br />

die zur Unmöglichkeit führt, die Theorien oder Paradigmata in eine Beziehung zu<br />

setzen, die einen kontinuierlichen Übergang oder eine neutrale, unparteiische Entscheidung<br />

zwischen ihnen erlaubt.“ (Lueken 1992: 30). Vgl. Lueken, G.-L. (1992):<br />

Inkommensurabilität als Problem rationalen Argumentierens, <strong>St</strong>uttgart; Kuhn, Th.S.<br />

(1976): Theory-change as <strong>St</strong>ructure-change: Comments on the Sneed Formalism, in:<br />

Erkenntnis 10, S. 179-199; Kuhn, Th.S. (1979): Die <strong>St</strong>ruktur wissenschaftlicher Revolutionen,<br />

2., revidierte und um das Postskriptum von 1969 ergänzte Aufl., Frankfurt;<br />

Feyerabend, P.K. (1976): Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchischen<br />

Erkenntnistheorie, Frankfurt; Feyerabend, P.K. (1978): Der wissenschaftstheoretische<br />

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