TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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war, Verknüpfungen zwischen Heterogenem, Überschneidungen von Differentem<br />
zu identifizieren, zu erzeugen, zu kultivieren oder sogar auch zu<br />
verwenden. Diese Art der Verwendung kann als ein Beschreiten der Brücke,<br />
des Übergangs zwischen Ufern unterschiedlicher Provenienz interpretiert<br />
werden. Sich in diesem kurzen, dafür aber um so diffiziler darstellenden<br />
Gang zu üben und zu beweisen, erschien in der damaligen Zeit als praxeologische<br />
Essenz wissenschaftlichen Fortschritts. Das <strong>St</strong>ehenbleiben bei der<br />
Herausarbeitung von Seinstypen und deren analytische Darstellung konnte<br />
nicht als ganzheitlicher Prozess wissenschaftlichen Forschens akzeptiert<br />
werden. Dagegen wurde in der Neuzeit die erste <strong>St</strong>ufe der Herausarbeitung<br />
von Differenzierungen wieder stärker betont, ohne welche die präzise<br />
Wissenschaft nicht möglich schien. Die Ausdifferenzierungen in den Professionen,<br />
in den Berufen, führte auch zu einer Trennung der Inhalte.<br />
Descartes‘ Zweisubstanzenlehre, welche sich durch die Trennung von Geist<br />
(res cogitans) und Leib bzw. materieller Wirklichkeit (res extensa) explizierte,<br />
trennt hierbei das rational erfassbare Quantitative von dem nur sinnlich<br />
erfahrbaren Qualitativen. 148 Die Realität nach Descartes impliziert diese beiden<br />
Extensionen. Die Vernunft des Menschen in dieser dualistischen Konzeption<br />
ist nach Descartes eine Verstandestätigkeit, welche sich durch<br />
Fokussierung auf das Klare und Evidente als einziger Garant der Wahrheit<br />
darstellt. Der Kantischen Konzeption ist hierbei schon der Weg bereitet, da<br />
durch die Entgeistigung der physischen Welt der Körper als eine den Naturgesetzen<br />
ausgesetzte Entität begriffen wird, wohingegen der Geist das Privileg<br />
der Freiheit genießt.<br />
(Pascal)<br />
Auch Pascal hat dieses Cartesische Trennungstheorem aufgenommen und<br />
zudem weitergeführt. Der Mensch sieht sich in seinen Fähigkeiten, aber auch<br />
in seiner gleichzeitigen Niedrigkeit als Zwischenwesen, gleich weit von Tier<br />
148 Diese Unterscheidung ließe sich auch vergleichen mit der Atomlehre von Demokrit<br />
(um 460-370 v. Chr.), welcher die Atomlehre des Leukipp in ein System des Materialismus<br />
überführte. In diesem sind die aus den Atomkomplexen bestehenden Dinge<br />
bestimmt einerseits durch primäre Eigenschaften (Raumerfüllung, Trägheit, Dichte<br />
etc.) und andererseits durch sekundäre Eigenschaften (Farbe, Geruch, Geschmack<br />
etc.). Deutlich ist hier die Analogie zu Descartes zu erkennen, wobei die primären<br />
Eigenschaften die quantitative und die sekundären die qualitative Beschaffenheit der<br />
Realität darstellen. Vgl. zur Darstellung von Demokrits Aussagen bspw. Löbl, R.<br />
(1976): Demokrits Atome, Bonn.<br />
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