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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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In diesem Argumentationskontext kann diese Charakteristik der IuK-Technologien<br />

nicht explizit behandelt werden; sie weist keinen direkten Bezug zu<br />

der ökonomischen Rationalität auf. Auch wenn die Technologie und die<br />

Ökonomie in vielfältiger Weise miteinander verflochten sind115, z. B. durch<br />

die Doppelrolle der Wirtschaft als zentraler Anbieter und Nachfrager der<br />

Technologie, so erscheinen die Bezüge aus der hier entwickelten Perspektive<br />

zu ungenau bzw. zu komplex. Ein direkter Bezug besteht jedoch dort, wo die<br />

IuK-Technologien quasi als „Medium“ ökonomischer Rationalität fungieren.<br />

Diese Rolle der IuK-Technologien wird vor allem zwischen Lebens- und<br />

Arbeitswelt deutlich. Hier stellt sich die Frage nach dem Einfluss der Ökonomie<br />

auf die lebensweltlichen Bezüge durch die neuartigen Möglichkeiten<br />

auf völlig neuartige Weise. Dies sei im Folgenden durch die Darstellung der<br />

Analyse von Voß verdeutlicht. 116<br />

2.4 Exkurs: Die Entgrenzung von Lebens- und Arbeitswelt<br />

Die Untersuchung von Günther Voß stellt die konkrete Arbeitssituation vornehmlich<br />

in den Kontext der technologischen Veränderungen. Ähnlich wie<br />

die bereits skizzierte Analyse von Richard Sennett stellt Voß eine Erosion der<br />

Grenzen fest, die insbesondere durch die neuen IuK-Technologien hervorgerufen<br />

wird. Raum und Zeit scheinen relativiert zu sein, Lebensbereiche<br />

werden in ihren Konturen verwischt. Im Vergleich zu Sennetts Analysen<br />

geht es hier vorerst jedoch um die materiellen Grenzen, um die materiellen<br />

Bedingungen der Arbeit. Zum Teil ergeben sich die immateriellen Grenz-<br />

sche Utopie oder Chance für eine demokratische Gesellschaft mündiger Bürger? Beiträge<br />

und Berichte des Instituts für Wirtschaftsethik, Nr. 93, <strong>St</strong>. <strong>Gallen</strong>. Vgl. auch die<br />

Beiträge bei Jones, S.G. [Hrsg.] (1995): CyberSociety: Computer-Mediated Communication<br />

and Community, Thousand Oaks CA/London.<br />

115 Bauman attestiert der Technologie, wie hier der Ökonomie, systemische Geschlossenheit:<br />

„Die einzige Totalität, die Technologie systematisch konstruiert, reproduziert<br />

und unverwundbar macht, ist die Totalität der Technologie selbst – Technologie als<br />

ein geschlossenes System, das keine Fremdkörper in seinem Inneren duldet und alles<br />

eifrig verschlingt und assimiliert, das sich auf sein Territorium verirrt. Technologie ist<br />

das einzig wahre Un-teilbare (Individuum). Ihre Herrschaft kann nur ungeteilt und<br />

ausnahmslos sein. Menschen sind da ganz gewiß nicht ausgenommen.“ (Bauman<br />

1995: 292). Es zeigt sich hier eine rationale, formal-methodische Ähnlichkeit zwischen<br />

der Technologie und der Ökonomie.<br />

116 Vgl. Voß, G.G. (1998): Die Entgrenzung von Arbeit und Arbeitskraft – Eine subjektorientierte<br />

Interpretation des Wandels der Arbeit, Sonderdruck aus: Mitteilungen aus<br />

der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 31. Jg., S. 473-487.<br />

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