TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen
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12.2.1 Identität (in) der Unternehmung - zwischen Unternehmensidentität<br />
und Corporate Identity<br />
Wie bereits angedeutet, soll an dieser <strong>St</strong>elle darauf verzichtet werden, die<br />
Literatur zu diesem Thema zu analysieren; vielmehr sollen - in medias res -<br />
die hier relevanten Gesichtspunkte herausgearbeitet und auf ihre Anschlussfähigkeit<br />
an die hier entwickelte Konzeption überprüft werden. 165 Wird die<br />
Identität einer Unternehmung diskutiert, so ist das Innen- sowie das Außenverhältnis<br />
der Unternehmung gleichermaßen zu untersuchen. Da es in diesem<br />
Kontext primär um den Einzelnen und seine Identitätserfahrung im<br />
einmal unabhängig von der <strong>St</strong>ellung im Unternehmen. Plausibel erscheint es jedoch,<br />
wenn angenommen wird, dass sich diejenigen, die eine ungleich höhere Verantwortung<br />
für die Unternehmung tragen müssen – nicht nur Sach-, sondern vor allem auch<br />
Personalverantwortung – stärker in der Rolle des Verteidigers von ökonomischen<br />
Interessen gestellt sehen, als diejenigen, die sich aufgrund geringerer Entscheidungsbefugnisse<br />
eher mit der Rolle des Betroffenen identifizieren. Letztlich hängt dies immer<br />
von der Person selbst ab, jedoch sei hier diese Verteilung in „Vertreter der ökonomischen<br />
Rationalität – obere Führungsebenen“ und „Betroffene der ökonomischen<br />
Rationalität – untere Ebenen“ idealisiert angenommen.<br />
165 Vgl. zu Unternehmensidentität und Corporate Identity pars pro toto die umfassende<br />
Aufsatzsammlung von Birkigt, K./<strong>St</strong>adler, M.M./Funck, H.J. [Hrsg.] (1995): Corporate<br />
Identity: Grundlagen, Funktionen, Fallbeispiele, 8. Aufl., Landsberg/Lech, und<br />
die dort verarbeitete Literatur. Nicht nur bei Birkigt/<strong>St</strong>adler/Funck, sondern in der<br />
gesamten Literatur zum Thema Unternehmensidentität und Corporate Identity wird<br />
deutlich, dass die Begriffe überwiegend gleichgesetzt werden und eine Identität immer<br />
schon aus der Perspektive des ökonomischen Nutzen rekonstruiert wird. Identität<br />
als Selbstzweck taucht dagegen eher selten auf. Unterschieden wird lediglich in<br />
Corporate Identity und (Corporate) Image, wobei das erste das Selbstbild des Unternehmens<br />
bezeichnet, das zweite dagegen sein Fremdbild. Die Differenzierung ist nur<br />
eine methodische (Innen- und Außenperspektive), aber keine qualitative. Auch Birkigt<br />
et al. sehen die Corporate Identity als „Identititäts-Mix“ (Birkigt/<strong>St</strong>adler/Funck<br />
1995: 18), das sich aus dem Verhalten, der Kommunikation, dem Erscheinungsbild<br />
und eben der Persönlichkeit der Unternehmung zusammensetzt. Jenseits der Zielformulierung<br />
der Unternehmung scheint nichts unternehmensintern existent. Speziell in<br />
diesem Punkt wird sich die hier vorgestellte Skizze von den bisherigen Ansätzen differenzieren<br />
und unterscheiden.<br />
Des Weiteren wird, in Konsequenz zu den vorherigen Ausführungen, auf eine Analyse<br />
der Kommunikationsstrukturen der Unternehmung verzichtet, was jedoch keine<br />
Aussage über deren Relevanz implizieren soll, ganz im Gegenteil: Kommunikation ist<br />
das entscheidende Reproduktionsmedium von Identität - innerhalb und außerhalb der<br />
Unternehmung. Vgl. hierzu bspw. Giddens, A. (1998): The Third Way – The Renewal<br />
of Social Democracy, Cambridge, der zwischen praktischer und diskursiver Reflexion<br />
unterscheidet; in Anlehnung daran auch Kirsch (1998: 211ff.), der die „Unternehmensidentität<br />
als Ergebnis diskursiver Konstruktion“ skizziert. Die vorangegangenen Ausführungen<br />
stellen zusätzliche Impulse und zusätzliche Begründungsargumente für<br />
eine (herrschaftsfreie) Gestaltung von Kommunikation im Kontext der Unternehmung<br />
dar.<br />
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