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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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hen. Vielmehr ist der eigene Rationalitätsrahmen, der eigene „Horizont“<br />

grundsätzlich zu reflektieren und zu erweitern, zu öffnen. Dies führt im Blick<br />

auf das Primat der ökonomischen Messbarkeit, der pragmatischen Quantifizierung,<br />

zu Konzepten, die antizipativ, somit im eigenen Ansatz schon, eine<br />

über den eigenen Rahmen hinausgehende Handhabungsstruktur anlegen.<br />

Im Wesentlichen bedeutet dies eine Grammatik zu etablieren, die Nicht-<br />

Numerisches im ökonomischen Kontext pragmatisch abbilden kann. Dies<br />

ließe sich – im Welsch‘schen Sinne – als „neues“ ökonomisches Paradigma<br />

bezeichnen, das Numerisches und Nicht-Numerisches in demselben<br />

ökonomischen Kontext parallel zueinander und in Konkretion und<br />

Pragmatik absolut gleichberechtigt bewegt. 67 Dabei wird das Nicht-Numerische<br />

in seiner Form belassen und damit das Primat der Quantifizierung ökonomischer<br />

Rationalität rational transzendiert. In diesem Zusammenhang<br />

scheint dies der einzige und nachhaltig wirksame Weg, um den vielfältigen<br />

und zum Teil noch gar nicht abschätzbaren Folgen der ökonomischen Reduktion<br />

adäquat begegnen zu können.<br />

In gewisser Weise versucht Wieland - bewusst oder unbewusst - in seiner<br />

funktionalen Erfassung von Moral in wirtschaftlichen Transaktionen genau<br />

dieses zu verfolgen: die Darstellung der Moral im Kontext der Wirtschaft,<br />

ohne dies gleich numerisch erfassen zu wollen. Die Darstellung geschieht als<br />

Funktion. 68 Jedoch legen die weiteren Ausführungen und die ganze Konzeption<br />

die Vermutung nahe, dass die nicht-numerische Darstellung vorwiegend<br />

aus praktischen Gründen geschieht, da sich die Größen nun mal nicht<br />

ganz so problemlos in Zahlen „übersetzen“ lassen, wie eine spezifische<br />

Marktgröße, Auftragsbestände oder strategische Kennzahlen. Die weitere<br />

Behandlung dieses Nicht-Numerischen aber unterscheidet sich von der Behandlung<br />

des Numerischen nicht; das Nicht-Numerische zeitigt keine<br />

methodische Konsequenz.<br />

67 Es ist bereits seit einigen Jahren eine Sensibilisierung für so genannte „soft-factors“<br />

auf den Weg gebracht. Die Ökonomie hat erkannt, dass dort Größen in „ihrem“ Bereich<br />

existieren, die bis dato nicht oder nur ungenügend inhaltlich Einzug in die ökonomische<br />

Kalkulation gefunden haben. Diese „<strong>St</strong>örgrößen“ verhindern genaue Prognosen<br />

über den Geschäftsverlauf und sind somit geschäftsschädigend, wenn sie unberücksichtigt<br />

bleiben – polemisch formuliert. So machte sich die Ökonomie - bis dahin<br />

noch soziales „Entwicklungsland“ - auf, um diese Größen zu erfassen und zu beeinflussen.<br />

Sehr bald wird auch erkannt, dass eine Berücksichtigung beiden Seiten<br />

hilft, dem Einzelnen (Arbeitnehmer) und dem Ganzen (Unternehmung) – mehr oder<br />

weniger direkt.<br />

68 Vgl. hierzu Wieland (2001: 8ff.).<br />

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