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TRANSVERSALE WIRTSCHAFTSETHIK - Universität St.Gallen

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Somit wird zusätzlich zu dem Sensibilitätsvorhaben die Perspektive einer<br />

überdauernden Veränderung der individuellen Einstellungen zueinander<br />

deutlich. Der kontinuierliche Prozess der Einsicht trägt irreversiblen Charakter;<br />

er führt in der idealen Konsequenz über die individuelle Veränderung<br />

zu einem nachhaltigen Wandel des Miteinanders.<br />

Die von White identifizierten notwendigen Einstellungen („Tugenden“) des<br />

Individuums weisen in ihrer Gesamtheit einen Charakter auf, den White<br />

selbst auch mit dem Begriff der „Fürsorge“ vergleicht. 114 Es bleibt in der<br />

Betrachtung dieser Argumentation zu analysieren, in welcher Art und Weise<br />

die Gleichbehandlung der Moderne eine Modifikation erfährt. Die „Fürsorge“<br />

allein scheint hierfür eine nicht ausreichend ausgewogene Konzeption<br />

darzustellen.<br />

Zunächst einmal ist das Verhältnis zur Diskursethik zu skizzieren. Der<br />

moralische Diskurs in der „idealen Sprechsituation“ scheint nicht voraussetzungsfrei<br />

zu sein. Die Motivation eines jeden Akteurs, der beabsichtigt, sich<br />

in diese Situation zu begeben, konstituiert sich im idealen Fall aus der Überzeugung<br />

der Legitimität der diskursethischen Methode. Diese Legitimität<br />

gründet sich jedoch ihrerseits wieder auf moralische Überzeugungen, die<br />

bereits mit dem universalistischen Gleichheitsprinzip der Moderne und<br />

seiner Weiterentwicklung in der Postmoderne beschrieben wurden. Insofern<br />

hat die individuelle Überzeugung des am moralischen Diskurs Teilnehmenden<br />

auch auf diese Inhalte zu reflektieren. In dieser Annahme der Voraussetzung<br />

der Diskursethik ist das bindende Glied zwischen dem Ansatz von<br />

White und der Diskursethik zu identifizieren. Während die Diskursethik<br />

tendenziell eher auf die Methode fokussiert, beschreibt White die individuellen<br />

Einstellungen, die sich aus dem Kontext der Postmoderne ergeben und<br />

die Einsicht in die Notwendigkeit der Wahrnehmung des Anderen beinhalten,<br />

und ergänzt auf diese Weise, wie auch die hier entwickelte Konzeption,<br />

das diskursethische Programm im Bereich der Voraussetzungen.<br />

White selbst bezieht eindeutig <strong>St</strong>ellung gegen die Habermassche Position<br />

bzw. auch gegen die Behauptung der Moderne, alles in sich abbilden zu<br />

können, und beschreibt dies, teilweise ein wenig polemisch, durch das Erzählen<br />

einer Anekdote:<br />

114 Vgl. hierzu White (1991: 99f.).<br />

211

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